Ab jetzt zu zweit

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Heute sind Matze und Jan in Greifswald Wieck von Bord gegangen. Wieder liegen 4 unglaubliche Segeltage hinter uns.
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Am Vatertag lag der lange Schlag um den Darßer Ort herum vor uns. Bei strahlender Sonne, wenig Wind, glatter See und viel Platz stand ein ausgiebiger Test des Pinnenpilotens an. Bisher hatten wir ihn immer nur kurz angehabt. Jedesmal fuhr er irgendwohin, piepte verzweifelt und schaltete auf Standby. Nach etwas tüfteln, probieren und ein paar Schlenkern hielt er dann aber zuverlässig den Kurs. Auch die Ursache für den penetranten Dieselgeruch beim Motoren war nach etwas Suchen gefunden. Eine Schraube an der Kraftstoffrückflussleitung war lose – einfach zu beheben. Insgesamt hatten wir einen entspannden Tag mit Besuch von 2 Schweinswalen. Nach gut 60 Seemeilen unter Motor liefen wir spät in Barhöft ein.
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Beim Dieseltanken am nächsten Morgen trafen wir auf zwei Münchener, die ebenfalls auf der Ostseerunde sind. Kurz hinter Barhöft trennten sich aber unsere Wege schon wieder. Wir wollten um Rügen herum, die beiden in Richtung Darß und Zingst. Bei gutem Wind ging es unter Segeln – zum ersten Mal mit Genua – östlich der Insel Hiddensee in recht engem Fahrwesser entlang. Außerhalb des geschützten Fahrwassers von Hiddensee frischte der Wind deutlich auf. Somit kamen – auch zum ersten Mal – die neuen Reffleinen zum Einsatz. Teilweise hatten wir ordentlich Schräglage und die Logge zeigte bis zu 9kn Fahrt an. Auch Glowe erreichten wir erst zu später Uhrzeit. 
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Beim Auslaufen aus Glowe war es zunächst angenehm warm. Dann aber drehte der Wind, wurde deutlich stärker und eisig kalt. Einige Minuten segelten wir auf der unsichtbaren Linie zwischen den beiden Windfeldern entlang, bevor wir endgültig den warmen Landwind hinter uns ließen. Vor den Rügener Kreidefelsen erwischte uns eine Flaute, ehe es erneut auffrischte. Die Wellen spritzten so sehr über das Vorschiff, dass unsere Sprayhood ihren Namen verdiente. Bei dem Seegang wollten wir unseren halbkardanisch aufgehängten Herd ausprobieren. Mangels Klemmen zum Topf fixieren endete das ganze schnell auf dem Fußboden statt im Magen. Umso mehr freuten wir uns auf das Abendessen vom Grill. Im Hafenhandbuch sehr neutral beschrieben, entpuppte sich das Hafenörtchen Gager als idyllischer, netter Ort. Diesmal waren wir immerhin früh genug im Hafen, dass es für einen Sundowner pünktlich zum Sonnenuntergang reichte.
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Sonntag hieß es rechtzeitig loskommen, damit unsere Mitsegler ihre Züge nach Hause bekommen. Endlich ein Tag mit T-Shirt-Wetter! Nach dem Heraussegeln aus dem Fahrwasser von Gager konnten wir schon bald den Kurs auf Greifswald Wieck anlegen und sogar den Gennaker setzen. Ungewohnt früh hatten wir schon vor 14 Uhr im Hafen festgemacht. Ein Hafen, den wir nicht erneut anlaufen würden. Etwas gewöhnungsbedürftig sind dort die sanitären Anlagen. Anscheinend muss man für jeden Toilettengang 50cent bezahlen. Wir sind dann erstmal 50cent-Stücke organisieren gegangen. Duschen geht wohl nur zwischen 10 und 12 Uhr morgens und Sonntags gar nicht. Und während wir unter Deck am Räumen und basteln waren, sprang unvermittelt ein Angler auf unser Boot und lief einfach bis zum Heck. Genauso unvermittelt wie er aufgetaucht war, war er auch schon wieder von Bord gesprungen. Wir waren völlig perplex. Nicht mal angeklopft hatte er, geschweige denn gefragt. Das hinterließ bei uns dann doch ein etwas ungutes Gefühl.
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In Greifswald Wieck hieß es Abschied nehmen. Unsere beiden Mitsegler haben echt Glück gehabt. Trotz des frischen Winds brannte täglich die Sonne so sehr vom Himmel herunter, dass Eincremen angesagt war – Anfang Mai auf der Ostsee. Wir haben alle Segel angeschlagen, Schweinswale gesehen, tollstes Segelwetter mit ordentlich Geschwindigkeit und Schräglage gehabt und eine sehr schöne Zeit zusammen verbracht.
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Die ersten 8 Tage mit Mitseglern waren perfekt zum Kennenlernen des Boots. Wir haben einiges reparieren und ausprobieren können, was wir zu zweit sonst erst später angegangen wären. Morgen geht es dann zum ersten Mal nur zu zweit weiter. Für die nächste Zeit sind wir allein an Bord.
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