Gerade prasselt der Regen auf unser Boot. Wir sitzen gemütlich unter Deck. Die Stadtbesichtigung von Danzig und die weitere Verproviantierung haben wir erstmal auf weniger Regen verschoben. Der Hafentag aufgrund des Wetters kommt uns gelegen. Zum einen wollen wir uns Danzig anschauen und zum anderen warten noch einige kleinere Dinge am Boot auf einen Regentag um erledigt zu werden. Und auch so alltägliche Aufgaben wie die Vorbereitung der nächsten Tage, Bootsreinigung oder Wäsche waschen wollen angegangen werden.
Bisher hatten wir unglaubliches Glück mit dem Wetter. Gerade in den letzten Tagen von Kolberg aus passten sowohl Windrichtung als auch Windstärke perfekt zu unserem Kurs. Wesentlich schneller als ursprünglich geplant sind wir in Danzig angekommen. Und teilweise mit einem wirklich dicken Grinsen auf dem Gesicht – zwischenzeitlich standen auf dem GPS unglaubliche 8kn über Grund. Durchs Wasser zeigte unsere Logge sogar 10kn Fahrt an.
Der Schlag von Kolberg aus begann mit weniger Wind als die letzten Tage. Zudem drehte der Wind im Tagesverlauf so, dass wir nach und nach fast direkt unser Ziel Darlowo anlegen konnten. Am Ende brauchten wir nur noch einen 3sm langen Holeschlag. In Darlowo kamen wir pünktlich zur stündlichen Brückenöffnung an – zur Abwechslung auch mal deutlich vor Sonnenuntergang. Bei schönsten Sonnenschein hatten wir endlich Zeit für einen ausgiebigen Strandsparziergang. Als wir zurückkamen standen wir jedoch vor verschlossenen Türen zu den Sanitäranlagen. Wie man außerhalb der Öffnungszeiten vom Marinabüro zu den sanitären Anlagen kommt, hatte uns der Hafenmeister vergessen mitzuteilen.
Von Darlowo aus ging es früh am nächsten Morgen weiter Richtung Leba. Geographisch gesehen ist die Strecke nicht weit. Auf dem Weg liegen aber recht große militärische Übungsgebiete. Laut Aushang beim Hafenmeister waren einige davon auch am Pfingstsamstag aktiv. Damit erhöht sich die Strecke deutlich. Allerdings hatten wir für unseren Kurs guten raumen Wind. Nach einigen Experimenten mit Vorsegel ausbaumen und Gennaker setzen, haben wir schließlich mit der Schmetterlingsbesegelung die optimale Segelstellung gefunden und konnten entspannt mit unserem Autopiloten bis nach Leba cruisen. Die Ansteuerung auf den Hafen haben wir dann in der untergehenden Sonne begonnen.
Leba ist bekannt für die großen Sanddünen im nahegelegenen Nationalpark. Der Besuch davon fiel allerdings der Wettervorhersage zum Opfer. Aufgrund der Prognose für die nächsten Tage entschieden wir uns direkt am nächsten Morgen in einem Schlag nach Danzig zu segeln. Das Wetter sollte danach so garstig werden, dass wir maximal nur kleine Hüpfer machen würden können. Somit ging es um 7 Uhr in der Früh los. Auf dem Weg lagen wieder Sperrgebiete, die aber zum Glück am Pfingstsonntag offen waren. Wieder bei raumen Wind konnten wir unter Vollzeug im Schmetterling fast bis Hel segeln. In Danzig angekommen steht erstmal auswettern auf dem Programm bevor es weiter auf den großen Sprung nach Klaipeda geht.
Inzwischen treffen wir immer mehr andere Segler, die ebenfalls auf einer kleinen (ohne Haparanda) oder großen (mit Haparanda) Ostseerunde unterwegs sind. Neben den beiden Münchenern in Barhöft, haben wir in Darlowo die Crew der Impuls, in Leba Felix von der Lupercalia und in Danzig dann die Crews der Dar Melica und der Stromer kennengelernt. Wenn man hier deutsche Segler trifft, sind sie alle auf der Ostseerunde. Es scheint hier keine reinen Segel-Urlauber mehr zu geben, zumindest nicht zu dieser Jahreszeit.