Das Baltikum ist abgesegelt

Der Mai ist vorbei und der Sprung nach Skandinavien geschafft. An Polen und das Baltikum hatten wir keine großen Erwartungen und können im Nachhinein sagen, dass es uns sehr gut gefallen hat.

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Dirhami: Idylle pur

Wir hatten unglaubliches Glück mit dem Wetter. Bis zum 30. April war das Wetter mistig, eisig kalt und einfach nur grau – furchtbar. Pünktlich zum 1. Mai, unserem geplanten und tatsächlichen Ablegetermin, begann das gute Wetter und begleitet uns seitdem. Im ganzen Mai hatten wir 2 Tage mit etwas mehr Regen (Danzig) und 2 weitere Tage, an denen es kurz ein wenig getröpfelt hat. Einige wenige Tage waren recht grau mit etwas Sonne. Ansonsten hatten wir Unmengen an Sonnenschein und in Tallinn konnten wir in kurzer Hose und T-Shirt sitzen. Bis nach 21 Uhr war es uns so eher zu warm als dass es uns fröstelte.

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Tallinn: zentraler Yachthafen

Vom Wind sind wir auch verwöhnt. Der Wind ist nicht immer perfekt, aber nach wenigen Tagen Flaute kam immer sofort wieder mehr Wind und nach wenigen Tagen Starkwind, kam auch wieder weniger Wind. Mal haben wir den Wind von vorne und müssen kreuzen, dann wieder perfekte Vorwind- oder Raumschotskurse und wir können unserem Ziel entspannt entgegencruisen. Es bleibt abwechslungsreich und wir absolut nicht langweilig.

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Segeltrimm unterwegs

Ländertechnisch waren wir von jedem Land positiv überrascht. In allen Ländern wurde viel getan um den alten Charme der Orte zu erhalten oder wie in Danzig aufwendig wiederherzustellen. Da hatten wir deutlich weniger erwartet.

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Tallinn: viele, gut erhaltene Wehrtürme

Polen hat uns von der Herzlichkeit her gut gefallen. Zudem war es das bisher günstigste Land. Lange Sandstrände prägten die Küstenlandschaft. Man kann ewig lang spazieren gehen und trifft manchmal keine Menschenseele. Das ist genau unser Ding. Die Häfen sind rar und es ist teilweise nicht ganz einfach bei Welle und ordentlich Wind ein- oder auszulaufen. Aber man sieht vielen Häfen an, dass gerade in den letzten Jahren viel investiert wurde. Auch die kleinen und großen Städte haben uns beeindruckt.

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Danzig: Einfahrt durch den Regenbogen

In Litauen haben wir leider nur Klaipeda gesehen. Gerne hätten wir die kurische Nehrung angeschaut. Aber die innere Zeituhr tickt. Skandinavien ruft. Insbesondere auf die viel gerühmten Ålandinseln sind wir gespannt. Und somit haben wir Nida ausgelassen. Ein anderes Mal klappt der Besuch vielleicht.

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Klaipeda: Yachthafen an der Festungsanlage

Mit Pavilosta haben wir in Lettland endlich mal wieder einen Hafen in einem kleinen Ort gefunden. Nach den vielen Industriehäfen in den doch recht großen Städten eine willkommene Abwechslung. Liepaja und Ventspils entsprachen zwar wieder den typischen Industriehäfen, aber die Feier zum 750sten Geburtstag in Liepaja hat uns extrem gut gefallen und den Eindruck der Stadt deutlich ins positive verschoben.

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Liepaja: Schwimmsteg für Gastyachten

Estland war anders als die vorherigen Länder. Teurer, skandinavischer, gepflegtere Anlagen. Die langen Sandstrände aus Polen, Litauen und Estland sind vorbei, stattdessen herrschen Steine, grüne Wälder und Natur pur vor. Aber auch die Yachthäfen mitten in den Industriehäfen sind passé. Estland ist im Yachttourismus einfach weiter als die anderen Länder. Die Preise für die Nacht im Hafen sind aber auch doppelt so hoch, dafür gibt es in vielen Häfen Sauna und Wlan.

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Koiguste: Einsamkeit

In den letzten Jahren muss sich in Polen und im Baltikum bezüglich Yachttourismus viel getan haben. Viele Häfen wurden saniert, es gibt tolle Hafenführer und in der Regel sehr motivierte Hafenmeister. Hoffentlich bleibt noch etwas von dem ursprünglichen Charme erhalten. Einige Orte waren schon sehr touristisch, insbesondere die Dünen von Leba und die Strände in Kolberg und Ventspils.

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Kuressaare: Seasick Luzie

Nach einem Monat unterwegs waren die folgenden Häfen bislang unsere Highlights (beliebige Reihenfolge):
– Danzig: Insbesondere das Einlaufen durch die gesamten Hafenanlagen mit dem Yachthafen direkt in der Altstadt
– Talinn: Yachthafen ebenfalls Altstadtnah, aber nicht so zentral wie in Danzig. Wunderschön erhaltene mittelalterliche Altstadt
– Koiguste: Ein Anleger für uns allein in einer idyllisch gelegenen Bucht
– Liepaja: 750 jähriger Stadtgeburtstag mit Fest direkt am Yachthafen

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Ventspils: das Boot ist zu klein für die Heckboje

Was haben wir richtig gemacht? Neben einer riesigen Portion Glück was das Wetter und den Wind anbetrifft, hat auch die langsame Veränderung geholfen. Wir haben uns nach der Enttäuschung in Greifswald-Wieck fast kontinuierlich gesteigert. Quert man von Dänemark und Schweden rüber, sind viele anscheinend von dem krassen Unterschied her geschockt. Nach idyllischen, kleinen, skandinavischen Yachthäfen im Industriecharme und der manchmal improvisierten Umgebung von Polen und dem Baltikum zu landen ist wohl gewöhnungsbedürftig. Wir haben uns sukzessive von Komfort und Ausstattung her verbessert und uns über jede neue Annehmlichkeit gefreut. Und über einige Dinge haben wir eher sehr geschmunzelt als uns geärgert. Wie zum Beispiel die Duschen in kommunalen Hafen von Pavilosta, in denen das Licht nicht ging und man nur warm duschen konnte, wenn im Vorraum der Wasserhahn vom Waschbecken ebenfalls kurz aufgedreht wurde. Wir haben zum Glück jemanden getroffen, der uns den kleinen Hinweis auch verraten hat.

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Tallinn: es bleibt lange hell

Wir sind im Mai sehr schnell vorangekommen. Uns tut es fast Leid, dass wir nicht mehr Zeit hatten. Ruhnu, Kihnu, Riga und einige weitere schöne Orte haben wir ausgelassen. Hoffentlich finden wir irgendwann nochmal die Zeit wieder zu kommen. Am liebsten natürlich auf eigenem Kiel statt mit Charteryacht.