Vier Freunde und eine Geburtstagsfeier

In Lustholmen werden wir eingenebelt. Morgens geht ein sanfter Ascheregen auf uns, unser Frühstück und die Asgard nieder. Das Dampfschiff neben uns macht sich bereit zum Ablegen und ist am einheizen. Aus dem Schornstein quellen Rauch und Asche. Als die Verbrennung endlich sauber funktioniert, legt die Borgsund ab und tutet wie eine alte Dampflok zum Abschied.

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Lustholmen: Die Borgsund legt ab

Auch für uns heißt es Abschied nehmen. Mit Lustholmen haben wir unseren letzten Hafen an der Höga Kusten erreicht, jetzt verlassen wir diesen schönen Abschnitt nach über einer Woche bereits wieder. Chris und Matze bleiben noch ein paar Tage an Bord. Ihr Ziel heißt Gävle, von dort erreichen sie gut ihren Rückflug ab Stockholm. Wir sind gespannt was vor uns liegt. Über die Höga Kusten haben wir bereits vorher viel gehört, über den nächsten Abschnitt hingegen so gut wie nichts.

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Spickarö: Abendstimmung

Gleich der erste Hafen ist eine Überraschung. Nachdem wir unseren geplanten Zielhafen nicht anlaufen können, weil wir uns mit unserem Tiefgang nicht durch den engen, flachen Sund trauen, müssen wir kurzfristig umdisponieren. Die erste Option ist uns zu unruhig und so landen wir schließlich auf Spickarö. Mitten in der recht schmalen Hafeneinfahrt ankert bereits eine Yacht. Wir suchen nach dem kommunalen Anleger aus unserem Hafenführer und entdecken irgendwann auch den richtigen Steg. Da der Heckanker nicht hält und kein einziges Boot dort liegt, machen wir kurzerhand längseits fest.

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Spickarö: Blick auf den Anleger

Obwohl wir nur im Cockpit sitzen, kommen wir zuerst mit einem Dokumentarfilmemacher von arte und dann mit den Dorfbewohnern ins Gespräch. Wir erfahren, dass am nächsten Tag auf Spickarö ein Dorffest mit Kinderbelustigung, Gemeinschaftspicknick und Tanzabend stattfindet und disponieren spontan um.

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Storholmen: Dieser Anleger wurde für größere Schiffe gebaut

Morgens geht es zur Nachbarinsel herüber. Dort erkunden wir eine verlassenene Militärbunkeranlage. Die Insel ist mit Stollen unterhöhlt. Es gibt verschiedenste Bereiche unter der Erde. Küche, Lazarett, Büroräume, Telefonanlagen, Schlafräume, Toiletten, Lagerräume und Werkstätten auf mehreren Ebenen. Die unteren Teile stehen bereits unter Wasser. Die ganze Anlage wirkt gruselig, besonders da einiges an Inventar wie bei einem überstürzten Aufbruch zurück gelassen wurde. Es ist sehr feucht, entsprechend modert und schimmelt alles vor sich hin. Wozu das ganze dort überhaupt hingebaut wurde, ist uns schleierhaft.

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Storholmen: Blick aus dem alten Bunker

Das Gelände befindet sich inzwischen in Privathand, die Bunkeranlagen sind aber weder für Besucher hergerichtet noch der Zugang verriegelt. Es gibt kein Licht, keine Beschilderung, nichts. Im Gegensatz zu Deutschland ist wirklich nichts abgesperrt und wir wandern mit unseren Taschenlampen ungestört durch die nasskalten Stollen und versuchen uns nicht im Gängelabyrinth zu verirren.

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Spickarö: Picknick auf dem Dorffest

Wir motoren zurück nach Spickarö zum Dorffest. Leider haben wir uns etwas in der Zeit verplant und haben mit dem Anlegemanöver einige Schwierigkeiten, sodass wir den Teil der Kinderbelustigung verpassen. Dafür nehmen wir am abendlichen Picknick teil und lassen uns von den DJ-Künsten beim Tanzabend beeindrucken.

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Seehunde

Nach zwei Nächten auf Spickarö geht es bei bestem Segelwind los. Wir motoren noch bis zu einer nahegelegenen Robbeninsel und sind von den putzigen Tieren begeistert. Dann werden Segel gesetzt, das Groß geht direkt ins zweite Reff. Doch der Wind wird immer weniger statt wie angesagt mehr. Plötzlich beginnt er auch noch zu drehen. Wir wenden und mitten in der Wende dreht der Wind plötzlich voll auf. Über 30kn stehen auf der Anzeige.

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Gran: Grillen am Hafen

Kurzerhand verwerfen wir unser Ziel und suchen einen geeigneten Hafen in der Nähe. Die Insel Gran liegt zwar weit draußen vor der Küste, aber der Hafen sieht sehr geschützt und die Hafentiefe gerade tief genug für uns aus. Dort angekommen erwartet uns eine sehr gepflegte Holzpier und eine idyllische, einsame Insel. Genau der richtige Ort um in Hennings Geburtstag reinzufeiern. Die fehlende Dusche wird durch ein Bad im Meer und Abspülen mit der Solar-Campingdusche kompensiert.

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Gran: Lagerfeuer mit Meerblick

Der Geburtstagmorgen beginnt mit einem ausgiebigen Frühstück bei strahlendem Sonnenschein. Unterwegs ziehen dunkle Wolken auf. Ein kleiner Regenschauer beschert Henning dann als Geburtstagsgeschenk einen perfekten, doppelten Regenbogen. Wegen zu viel Wind aus der falschen Richtung können wir den ersten Naturhafen nicht nehmen und fahren noch 2sm um die Ecke. Dort liegt eine riesige, sehr geschützte Bucht mit einem kleinen Steg versteckt in der hintersten Ecke. Kaum haben wir angelegt ist auch die Sonne wieder da. Nach einem leckeren Abendessen vom Grill lassen wir den Geburtstag beim Lagerfeuer gemütlich ausklingen.

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Fläskvik: Geschützte Bucht

Es ist schön unterwegs Gesellschaft dabei zu haben. Wir genießen den Wechsel aus Mitseglern und Zweisamkeit. Gerade an einem Geburtstag ist es aber besonders schön Freunde an Bord zu haben und gemeinsam zu feiern.