Nach den ganzen Naturhäfen ist unser Wasser fast alle. Somit müssen wir zur Abwechslung mal den Hafen nicht nach Schönheit oder Lage auswählen sondern nach der Möglichkeit Wasser zu bunkern. Wir forsten die verschiedenen Hafenführer auf Hinweise nach Frischwasser durch. Nicht jeder Hafen hat Wasser, besonders auf den Inseln ist es meistens knappes Gut.
Wir behalten uns die Option vor nur zum Wasserbunkern in den Hafen zu fahren und für die Übernachtung an einen anderen Ort zu segeln. Beim Fahrtensegeln gibt es ein Trägheitsgesetzt, das fast immer wirkt. Ist man erstmal fest, legt man in den meisten Fällen nicht wieder ab. So ergeht es uns auch in Segelvik.
Allerdings gibt sich Segelvik auch alle Mühe uns positiv zu überraschen. Drei nette alte Herren nehmen beim Anlegen erst unsere Leinen und dann uns sehr herzlich in Empfang. Wir landen zum Kochen in der Vereinsküche und jeder hilft trotz Sprachbarriere uns in der Küche zurecht zu finden. Die Vereinsterasse mit Tischen und Bänken ist in Richtung Abendsonne ausgerichtet und wir genießen dort unsere Pasta vegetariana. Aber das absolute Highlight ist die Sauna. Henning hackt zunächst Holz und feuert dann zum ersten Mal auf unserer Reise die Sauna selbst an. Zum Abkühlen gibt es eimerweise kaltes Ostseewasser und als Lichtquelle dienen Kerzen.
Die Wettervorhersage sagt viel Wind für die nächsten Tage voraus. Somit machen wir von Segelvik einen langen Schlag nach Norrsundet um den Restweg bis zum Crewwechsel in Gävle möglichst klein werden zu lassen. Norrsundet ist nicht gerade die pure skandinavische Idylle. Aber es gibt direkt in Hafennähe einen gut ausgestatteten Coop und wir können Proviant nachbunkern. Und nur einen kleinen Spaziergang entfernt findet Henning den bis dato besten Fischladen. Liebevoll dekoriert und mit frischen sowie geräuchterten Fischen wirklich guter Qualität.
Von Norrsundet verholen wir uns bei Flaute nach Gävle. Dort gibt es verschiedene Häfen, wir entscheiden uns für den im Zentrum. 2016 liegt man dort kostenlos, inkl. Elektrizität und Duschen. Für 2017 ist eine brandneue Marina geplant. In Gävle ist die ganze Woche Stadtfest. Das Fest überzeugt uns lange nicht so wie das Dorffest in Spikarö. Zu kommerziell, zu unpersönlich, zu wenige liebevoll. Dafür finden wir die bis dato besten Kanelbullar und genießen unseren ersten Siebträger-Cappuccino seit München. Den Abend lassen wir gemeinsam beim Inder ausklingen.
Am nächsten Morgen packen Matze und Chris ihre Koffer. Sie gehen nach knapp 2 Wochen wieder von Bord. Ihr Sommerurlaub war geprägt von Segeln und Motoren, Sonnenschein, hohen Wellen, viel Gegenwind, ab und an etwas Regen, Mücken, niedlichen skandinavischen Häfen, vielen netten Begenungen und einer entspannten Zeit. Ölzeug haben wir mehr wegen des Winds als wegen des Regens benötigt.
Wir bringen die beiden am Nachmittag zum Bahnhof und legen dann noch ab. Kaum sind sie nicht mehr an Bord kommt der Wind plötzlich von hinten, die Welle ist weg und der Sonnenschein ebenfalls.Verrückte Welt, verrücktes Wetter. Wir holen unser Ölzeug hervor und baumen das Vorsegel aus. Statt für die ursprünglich geplante Schäre, entscheiden wir uns für ein Fischerdorf mit Gästehafen. Dort angekommen gibt es den Gästehafen nicht mehr wirklich. Ein Teilbereich wurde mit kleinen Ferienhäusern zugebaut. Übrig geblieben ist eine zerfallende Betonpier mit Festmachermöglichkeiten für Boote ab 50ft. Wir kriegen Asgard nicht vernünftig für die Nacht vertäut und legen wieder ab. 50m weiter werfen wir den Anker. So fühlen wir uns deutlich besser und können ruhig schlafen.
Weiter gehts nach Öregrund. Dort ist allerdings Remmi Demmi und Jubel Trubel los. Wir finden auch im zweiten Anlauf partout keinen Platz in dem überfüllten Hafen. Es ist bereicht später Nachmittag. Unsere Begeisterung weitere 18sm gegen den Wind nach Grisslehamn zu motoren hält sich sehr in Grenzen. Auf der Karte finden wir eine geschützte Bucht. Dort liegen bereits zwei Segelboote an einer Schäre und wir legen uns dazu. Der nette Nachbar von nebenan nimmt unsere Leinen an und hilft uns mit den Schärennägeln.
Morgens dreht der Wind auf. Entspannt segeln wir die restlichen Meilen bis Grisslehamn. Wir haben Zeit. Zwischendurch machen wir nur zwei bis drei Knoten Fahrt. Als der Wind komplett einschläft hilft dann doch der Diesel nach. In Grisslehamn finden wir eine nette Marina und zwei sehr gute Fischläden. Nur der Fährverkehr zu den Ålands in Finnland zum zollfreien Alkoholbunkern stört die Idylle des kleinen Fischerdörfchens etwas.
Der Abschnitt seit der Höga Kusten war anders. Rauher und einsamer, keine typischen Postkartenmotive, häufig weniger idyllisch, aber doch schöner als gedacht und vor allem nicht so überlaufen. Als nächstes großes Highlight stehen die Stockholmer Schären auf dem Programm. Bis dahin ist es nicht mehr weit. Vor uns liegt noch der Kanal ab Grisslehamn und dann sind wir auch schon fast da. Nur das Wetter ist noch nicht so kooperativ. Die nächsten zwei Tage ist sehr viel Wind angesagt. Mal sehen wo wir uns verkriechen können. So lange müssen die Schären noch auf uns warten.