Windige Tage im Schärengarten

Wir sind im Stockholmer Schärengarten unterwegs. Endlich wieder Schären. Wir freuen uns auf einsame Buchten auf naturnahe Inseln. Zunächst haben wir jedoch mit etwas Startschwierigkeiten zu kämpfen.

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Furusund

Von Grisslehamn sind wir durch den Väddökanal nach Gräddö. Im Kanal ist es geschützt und ruhig. Sobald wir jedoch den Kanal verlassen pusten uns immer wieder Böen über 20kn an. Das Groß bleibt unten, wir segeln nur unter gereffter Genua. Das kann die Asgard ziemlich gut.

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Väddö-Kanal

Gräddö ist ziemlich langweilig und nicht besonders attraktiv. Nicht wirklich hässlich, aber es gibt einfach nichts, was als Sehenswürdigkeit oder Attraktion bezeichnet werden kann. Trotzdem bleiben wir zwei Nächte. Zu viel Wind. Am dritten Tag haben wir die Schnauze voll und laufen aus. Es geht nach Furusund. Etwas schöner, ein bisschen was zu sehen, aber immer noch weit von der Bezeichnung „idyllischer Hafen“ entfernt. Die Häfen hier scheinen eher Notoptionen zu sein. Kein Wunder bei dem Überangebot an Naturhäfen, Ankerbuchten und Schären.

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Inre Hamskär: Asgard

Es kommt ein Windfenster, das ausreichend ruhig für eine Nacht an einer Schäre ist. Wir suchen aus unserem Hafenführer eine wunderschöne Bucht heraus. Dort angekommen steht noch der Restschwell vom vielen Wind der letzten Tage in der Bucht. Nach einigen Versuchen sitzt der Anker und wir vertäuen uns gegen den Schwell so gut es geht. Die ganze Bucht für uns. Als dann noch ein Regenbogen über der Asgard entsteht, können wir unser Glück kaum fassen.

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Inre Hamnskär: Viererpack

Lange bleiben wir aber nicht allein. Zunächst kommt ein Franzose, der sich erstmal an unserem Schärennagel festmacht und ihn durch die ungünstige Belastungsrichtung prompt aus dem Fels zieht. Vielen Dank dafür. Bis zum Abend hin füllt sich die Bucht mit weiteren vier Booten. Es ist zwar Nachsaison, aber es ist eben auch die Stockholmer Gegend. Hier ist anscheinend auch außerhalb der Hauptsaison immer etwas los.

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Inre Hamnskär: Asgard am Morgen

Am nächsten Tag ist das günstige Windfenster schon wieder vorbei. Wir fliehen vor dem angekündigten Starkwind nach Stockholm. Die Fahrt dorthin ist ein echtes Erlebnis. Fast schon ein aufregendes Abenteuer. Der Wind kommt direkt von vorn. Wegen der weiten Strecke motoren wir. Das Fahrwasser teilen wir uns mit den großen Fähren. Teilweise halten die direkt auf uns zu und kommen näher und näher. Ein unangenehmes Gefühl. Dazu kommt immer mehr Bootsverkehr je näher wir Stockholm kommen. Gerade die kleinen kommerziellen Fähren fahren ohne Rücksicht auf Verluste. Der erzeugte Schwell schaukelt die Asgard ziemlich durch.

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Vekehr wie auf der Autobahn vor Vaxholm

Der Himmel wird immer bewölkter und es bilden sich faszinierende Wolkengebilde, die teilweise ordentlich Wind aus unterschiedlichsten Richtungen im Gepäck haben. Wir versuchen kurzzeitig mit Genua zu segeln, aber das unübersichtliche Gewusel aus Fähren jeglicher Größe und Freizeiterkehr am Freitagnachmittag lässt uns schnell wieder den Motor anwerfen.

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Stockholm: Giraffe

Als wir endlich den Wasahafen in der Stockholmer Innenstadt erreicht haben, sind wir erleichtert. Den Abend erkunden wir Stockholm und suchen uns ein Restaurant zum Essen.

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Stockholm: Cafes bei Nacht

In Stockholm bleiben wir zwei Nächte. Starkwind abwettern, Stadt erkunden und in Jannes Geburtstag reinfeiern. Am Samstag laufen wir uns die Füße wund. Zunächst bummeln wir durch die Gamla Stan, dann gehts zum Schiffsausrüster Bootszubehör einkaufen und nach einem Abstecher in die Fußgängerzone besuchen wir die Vasa im Vasamuseum.

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Stockholm: Mehr Wasser

Abends gehen wir in der Innenstadt essen, machen einen Abstecher zur Fotografiska und stoßen danach unter Deck auf Jannes Geburtstag an, bevor wir völlig erschöpft in unsere Kojen fallen. Einerseits ist Stadtbesichtigung auch eine schöne Abwechslung, andererseits sind die vielen Touristen, der Lärm und das ganze Gewusel nach den Tagen der Ruhe ungewohnt anstrengend.

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Stockholm: Bei Matilda an Bord

Wieder zeigt sich ein kurzes Wetterfenster. Wir verlassen Stockholm auf einem schöneren Weg. Ein kleiner, enger, idyllischer Kanal führt uns zurück in den Schärengarten. Ganz ohne große Fähren und kommerziellen Bootsverkehr.

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Napoleonsviken

Für die Nacht geht es in die sehr gut geschützte Napoleonsbucht. Bis zu hundert Boote sollen hier in der Hochsaison Platz finden. Trotz Nebensaison liegen am Abend über zwanzig Boote an den Felsen oder schwojen vor Anker.

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Napoleonsviken: Lichterglanz

Der Herbst kommt. Im Stockholmer Schärengarten ist der Sommer bereits vorbei. Es wird kälter. Die Sonne geht früher unter und wir früher ins Bett. Aber wir merken es vor allem an dem vielen Wind. Kaum ist ein großes Windgebiet durch, ist bereits das nächste in Sicht. Wir suchen uns die Tagesziele nach dem gebotenen Schutz statt nach Schönheit aus. Das ist der Preis, den wir dafür bezahlen, dem Trubel der Hauptsaison zu entgehen. Nach unseren Maßstäben ist es trotzdem noch voll. Wir können uns das Gedrängel in der Hochsaison kaum vorstellen und sind froh es nicht selbst zu erleben. Da kann die Natur noch so wunderschön und abwechslungsreich sein, für uns ist das nichts.