Feuerwerk und Meeresleuchten

Nach den abwechslungsreichen Tagen auf dem Vänernsee und dem Götakanal hoffen wir noch auf ein paar richtige schöne Tage zu viert in den schwedischen Westschären. Fredi und Hinnerk kennen die Gegend bereits und freuen sich auf ein Wiedersehen. Wir kennen die Gegend ebenfalls, aber bisher nur aus dem Autofenster und sind schon sehr gespannt, sie aus Bootsperspektive zu erleben.

20160904-_mg_0361
Schleusentreppe von Trollhättan von oben

Erstmal müssen wir das Revier überhaupt erreichen. An Vänersborg sind wir vorbei- und in den Trollhättekanal hineingerauscht. Wir nehmen noch die ersten Brücken und die Schleuse Nr.1 mit und machen abends im kleinen Hafen vor der Schleusentreppe von Trollhättan fest. Dort stellen wir fest, dass wir nur um Stunden das hundertjährige Schleusenfest verpasst haben. Tagsüber muss einiges geboten worden sein, abends ist tote Hose. Wir finden nicht einmal mehr einen geöffneten Kiosk für ein Eis auf die Hand.

20160905-_mg_0431
Trollhättan: Teamwork

Am nächsten Morgen geht es die Schleusentreppe hinab. Die Schleusenkammern sind wesentlich größer als im Götakanal. Generell gewinnen wir den Eindruck, dass der Trollhättekanal eher industriell als touristisch ist. Der Götakanal ist niedlich und idyllisch, der Trollhättekanal ist effizient, dabei aber keineswegs hässlich. Uns gefällt auch dieser Abschnitt der Kanalfahrt, der über weite Strecken eher eine Flussfahrt auf der Göta Älv ist. Wir schaffen es in einem Tag bis nach Göteborg und bleiben die Nacht im Hafen Lilla Bommen. Zum Abendessen im Cockpit schallt Livemusik von der anderen Uferseite herüber und pünktlich zum Abwasch gibt es ein riesiges Feuerwerk. Die Tage zuvor ist in Göteborg das Tall Ships Race gewesen und wir haben es pünktlich zur Abschlussfeier geschafft.

20160905-_mg_0687
Göteborg: Feuerwerk von der Tall Ship Regatta

Dann geht es endlich hinaus in die Westschären. Im Vergleich zu den Stockholmer Schären sind sie wesentlich karger und rauher. Wir lassen uns von den südlichen Winden die Küste hochpusten und genießen den Schutz der inneren Fahrwasser vor den hohen Wellen des Kattegats. Die erste Nacht liegen wir in einer niedlichen kleinen Bucht an einer Schäre. Der Heckanker hält nicht richtig, aber die Bucht ist so klein, dass wir eine Heckleine legen können. Am Abend sehen wir dann sogar Meeresleuchten.

20160906-_mg_0921
Lyr: Asgard wird an der Schäre vertaut

Über Nacht hat der Wind gedreht. Leider gibt es momentan in den Westschären unzählige Feuerquallen. Somit sind Handschuhe für die Leinen angesagt, insbesondere in der Ankerleine haben sich die Tentakeln der Feuerquallen so richtig verfangen. Bei diesigem Wetter segeln wir weiter nach Gullholmen. Ein niedliches kleines Dörfchen, inzwischen ist auch dort die Saison vorbei und der Ort recht ausgestorben. Wir kommen früh an und genießen den restlichen Tag bei aufklarendem Wetter.

20160907-_mg_1209
Gullholmen von oben

Von Gullholmen biegen wir Richtung Festland ab. Die Strecke um die Insel Orust gefällt uns. Es ist bewaldeter als auf den Schären. Wir sehen viele Robben und Fischreiher. Segeln an der Hallberg-Rassy Werft vorbei. Angeln bei Flaute und lassen es ruhig angehen. Zwischendurch muss der Motor mithelfen, dann können wir wieder unter Segeln kreuzen. Für die Nacht finden wir eine geschützte kleine Ankerbucht. Neben Sternschnuppen sehen wir intensives Meeresleuchten.

20160908-_mg_1469
Äspetangen: Angeln im Sonnenuntergang

Dann steht der letzte gemeinsame Tag mit Fredi und Hinnerk vor der Tür. Wir segeln die wenigen verbleibenden Meilen bis Stenungsund und klaren das Boot auf. Es gibt noch ein improvisiertes kleines Mittagessen und dann flitzen die beiden auch schon zum Zug nach Göteborg. Wir haben uns mit Martin verabredet, Hennings schwedischer Kumpel aus seinem Auslandssemester. Martin wohnt nur wenige Minuten entfernt und wir genießen den Nachmittag mit ihm und seiner Familie. Am Abend kommt dann schon unser letzter Gast der Reise an Bord. Für ein verlängertes Wochenende begleitet uns Jan.

20160908-_mg_1487
Äspetangen: Abendstimmung

Schön wars zu viert. Die zusätzlichen Hände haben uns einige Male sehr geholfen bei unserem abwechslungsreichem Programm: Abwährtsschleusen im Götakanal, Segeln auf einem Binnensee, der sich manchmal wie ein Meer benimmt, Göta Älv und Trollhättekanal und zum Abschluss ein paar sehr nette Tage in den schwedischen Westschären. Dazu die unterschiedlichsten Windrichtungen und -stärken. Viel segeln, etwas motoren, Meeresleuchten, Sternschnuppen – kurzum wir hatten eine echt tolle Zeit zusammen. Nur das perfekte Lakritzeis, das haben wir nicht gefunden.