Eins der liebsten Reviere, der deutschen Ostsee-Wochenendsegler: die dänische Südsee. Häufig überfüllt, in der Hochsaison gibt es ab mittags keinen Platz mehr im Hafen. Zumindest haben wir das so gehört. Super, denken wir uns. Perfekt um zum Abschluss in der Nachsaison unter der Woche mal in dem geschütztem Revier vorbeizuschauen und uns eine Meinung zu bilden. Schließlich werden wir nächstes Jahr dazu gehören, zu diesen Wochenendseglern auf der Ostsee.
Wir haben noch ein paar Tage Zeit, bis wir auf Fehmarn anlegen und die Asgard ins Winterlager bringen. Die dänische Südsee ist nicht groß. Genau genommen ist sie sogar ziemlich klein nach fast fünf Monaten auf der ganzen Ostsee. Für ein paar Tage oder ein Wochenende bietet sie aber gerade genug Platz. Unsere Ziele wählen wir eher hilflos. Ohne festen Plan und ohne gute Hafenhandbücher entscheiden wir auf Geratewohl welchen Hafen wir für den Tag anlaufen.
Als ersten Hafen nach Bågø laufen wir Dyreborg an. Der winzige, hübsche Hafen ist voller Boote, aber es ist nichts los. Wir ergattern den vorletzten Platz und tauschen bei den netten Leuten im Segelklub unseren 500 dänischen Kronen Schein in kleine Scheine und Münzen um. Anders kriegen wir das Hafengeld nicht bezahlt. Dyreborg hat ein paar süße Häuser mit hübschen Gärten. Nach einem kleinen Erkundungsspaziergang bauen wir unsere Kuchenbude zum letzten Mal auf. Der Wind steht voll ins Cockpit und die Kuchenbude bietet Schutz. Wir sind die einzigen Gäste, die restlichen Boote sind Dauerlieger.
Von Dyreborg segeln wir bei schönem Wind nach Skårø. Die letzten Meilen müssen wir aufkreuzen, uns macht es Spaß. Der kleine Hafen ist bezüglich Hafenfülle der komplette Kontrast. Gähnende Leere – ganze zwei Boote liegen dort. Wir fühlen uns etwas verloren. Da das Wetter zur Abwechslung eher grau ist, verkriechen wir uns unter Deck.
Weiter geht es nach Birkholm. Der Wind hat uns verlassen, dafür begleiten uns permanent Funksprüche des Marine Radios Todendorf. Das Schießgebiet Hohwachter Bucht ist aktiv. So viel Funkverkehr wie in Dänemark und Deutschland haben wir lange nicht gehört. In Schweden, Finnland und dem Baltikum herrschte überwiegend Ruhe auf Kanal 16. Wir dümpeln mit 1-2 kn Fahrt das Fahrwasser entlang. Die Strecke ist nicht weit und zum motoren haben wir keine Lust. Als wir Birkholmen fast erreicht haben, entscheiden wir spontan um. Die Insel sieht genauso verlassen und leer aus wie die bisherigen Inseln.
Irgendwie ist uns das zu ruhig. Es riecht nach Abschied, Saisonende und Herbst. Das macht uns nur noch mehr bewusst, dass unsere Reise auch bald vorbei ist. Auf traurige Abschiedsstimmung haben wir keine Lust und entschließen kurzerhand bis Bagenkop weiter zu segeln. Wir knacken die 4444 Meile. Segeln das flache, enge Fahrwasser bis Marstal. Hinter Marstal setzen wir ein letztes Mal den Gennaker und rauschen nach Bagenkop.
In Bagenkop ist was los. Gitarrenklänge schallen durch den Hafen, es tümmeln sich lauter Boote und auf den Booten tümmeln sich Menschen. Im Vorhafen liegen mindestens 4 Traditionssegler und ein Marineschiff. Wir sehen zum letzten Mal die Sonne im Meer untergehen und werden mit einem gigantischen Farbenspiel verwöhnt. Neben uns liegt ein Schiff, das die Welt umsegelt hat. Da fühlen wir uns mit unserer Ostseeumsegelung plötzlich ganz klein.
In der Einfahrt von Bagenkop kreuzen wir unsere Kiellinie. Bagenkop war unser erster Hafen Anfang Mai. Ganz schön lange her. Damit ist die Runde komplett. Die Sachen, die wir zum letzten Mal tun, mehren sich. Dazu finden wir plötzlich die Lösungen für Dinge, die uns in den 5 Monaten genervt haben. Endlich haben wir eine Möglichkeit unsere Fock vernünftig zu trimmen und unsere Rettungswesten einfach und schnell aufzuhängen. Kein flatterndes Achterliek, kein umständliches Gefummel mit dem Kleiderbügel mehr. Wir liegen gut in der Zeit und können somit tüfteln und ausprobieren.
Nicht nur uns zieht es nach Süden. Auch die Zugvögel sammeln sich am Himmel und fliegen über uns hinweg. Der dänischen Südsee fehlt das Leben. Einsame Orte haben wir viele auf unserer Reise gesehen, in puncto Schönheit übertreffen viele davon nach unserem Eindruck die dänische Südsee. Es ist nur eine Momentaufnahme zum Ende unserer Reise. Spätestens nächsten Sommer werden wir uns die Einsamkeit in die Südsee zurück wünschen, da sind wir uns sicher.