Was für ein goldener September. Dazu auch noch mit dem schönsten Segelwind. Solch ein Abschluss ist ein grandioses Finale. Aufhören soll man, wenn es am schönsten ist. Haben wir ein Glück, dass unser geplanter Zieltermin mit dem aktuellen Wetter hervorragend zusammenpasst.
Von Bagenkop segeln wir nach Fehmarn. Morgens vor dem Sonnenaufgang laufen wir aus um den Ostwind noch auszunutzen. Im Laufe des Tages soll er auf Südost drehen und wir würden unser Ziel nicht mehr anlegen können. Also nehmen wir alles an Höhe mit was geht.
Beim Auslaufen ist der Himmel noch wolkenverhangen und grau. Den Sonnenaufgang erahnen wir eher, als dass wir ihn wirklich sehen. Unterwegs klart es immer mehr auf, die Sonne kommt durch und wir sehen sogar strahlend blauen Himmel. An der deutsch-dänischen Grenze hissen wir die Flaggen aller Länder, die wir auf unser Reise besucht haben. Kurz vor Fehmarn knacken wir die 4500sm. Wir sind überrascht, dass wir doch so viele Meilen durchs Wasser am Ende zusammenbekommen haben.
Unser Tagesziel heißt Orth. Kurz vor der Hafeneinfahrt entscheiden wir uns spontan um und drehen nach Lemkenhafen ab. Wir laufen in unseren ersten deutschen Hafen seit Peenemünde Anfang Mai ein. So richtig fassen können wir das nicht. Wir haben perfektes Ankunftswetter, im Schutz der Sprayhood ist es schon fast zu warm. In Lemkenhafen gibt es erstmal ein richtig leckeres Fischbrötchen und wir stoßen mit den letzten beiden Dosen schwedischem Bier auf die erfolgreiche Umrundung der Ostsee an.
Am nächsten Tag geht es weiter nach Heiligenhafen. Wir lassen es ruhig angehen. Können uns nicht zum Packen aufraffen. Dabei kommen in wenigen Tagen Jannes Eltern um möglichst viel Gepäck schonmal mit von Bord zu nehmen. Stattdessen nutzen wir nochmal den Segelwind und kreuzen vor Fehmarn etwas auf und ab.
Für das erste Wochenende in deutschen Gewässern hissen wir nochmal alle Gastlandflaggen. Heidrun und Manfred kommen an Bord und bringen uns unser Auto mit. Hennings Mutter hat in ihrem Studium schon einen mehrwöchigen Segelurlaub gemacht. Entsprechend gut kennt sie sich immer noch auf Segelyachten aus. Wir haben richtig schönes Segelwetter und genießen die Überfahrt nach Burgtiefe. Unterwegs sehen wir sogar noch einen Schweinswal. In Burgtiefe erwarten uns schon Jannes Eltern und nehmen die Leinen an.
Es gibt Kaffee und Apfelstrudel im Cockpit und wir merken richtig, dass die Reise jetzt wirklich vorbei ist. Wir räumen bereits einen Großteil unserer Sachen in das Auto von Jannes Eltern und können richtig sehen, wie Asgards Bug immer mehr aus dem Wasser kommt. Henning holt unser Auto in Heiligenhafen ab. Nach fünf Monaten fährt er das erste Mal wieder Auto. Ein sehr ungewohntes Gefühl, das Auto fährt ganz schön schnell.
Einmal gehen wir aber noch segeln. Eddy und Vara, Freunde aus Braunschweig, kommen zu Besuch. Nach dem gemeinsamen Frühstück legen wir ab und genießen ausgiebig ein letztes Mal in dieser Saison die Asgard unter Segeln. Danach helfen die beiden beim Segel abschlagen und zusammenräumen.
Dann heißt es einwintern. Alles zusammenpacken, den Motor konservieren, das Boot auf den Winterschlaf vorbereiten. Montagmorgen ist Krantermin. Ein bisschen aufgeregt sind wir schon. Ist schließlich das erste Mal für uns. Dann ist der Mast ab, die Asgard auf dem Trailer und wir stehen an Land.
Wir können es noch gar nicht fassen, dass unser Zuhause der letzten fünf Monate plötzlich weg ist. Abgestellt.
Wir haben ein schlechtes Gewissen, unsere treue Seele einfach so zurück zu lassen. Gleichzeitig sind wir froh. Wir haben tatsächlich den schönsten Moment zum Aufhören gefunden. Für die nächste Woche ist schon wieder Starkwind angesagt. Und so konnten wir die letzten schönen Tage nochmal richtig genießen und uns in Ruhe von unserer Tour verabschieden.