Rückblick: Die Reise

Fünf Monate waren wir unterwegs. 149 Tage waren wir auf dem Wasser. Jeden Tag draußen, den ganzen Tag an der frischen Luft. Wir hatten einen unglaublich schönen Sommer, fast immer tolles Segelwetter.Wir haben sehr viel Segelerfahrung gewonnen, sind aber auch mal motort. Wir haben die unendlichen Tage im Norden genossen und fünf Monate die Seele baumeln lassen. Wellness pur für die Seele quasi.

Zu Beginn waren wir sehr schnell unterwegs. Wir sind zuerst über das Baltikum gefahren und für uns war es so genau richtig. Das Baltikum hat uns gefallen, es ist ein großer Kontrast zu dem an vielen Stellen naturbelassenen, idyllischen Skandinavien. Zu Beginn waren wir aber noch so aufgeregt, dass an Ankern, Natur genießen und niedliche kleine Häfen kein Gedanke verschwendet wurde. Auf dem Rückweg hätte uns das Baltikum vermutlich nicht so gut gefallen. Zu verwöhnt waren wir von der Natur und der Idylle Skandinaviens. Aber gerade der Kontrast hat uns am Baltikum so gut gefallen.

Die Zeit, die wir zu Beginn eingespart haben, hat sich an vielen Stellen ausgezahlt. Als das Wetter im Baltikum mies wurde, waren wir bereits in Finnland. Bis Midsommar, bevor die Massen die Ålands erobern, haben wir die Einsamkeit dort genossen, einige Ostseesegler mussten aus Zeitmangel vor Haparanda abdrehen, wir konnten dorthin in Ruhe hochgondeln und gerade am Ende haben wir die Extrazeit wirklich entspannt genießen können. Wir haben sowohl unseren geplanten Starttermin als auch unseren anvisierten Endtermin genau einhalten können. Das hat uns selbst überrascht.

Insbesondere die Einsamkeit hat uns sehr gut gefallen. Nördlich der Ålands und des Stockholmer Schärengartens ist selbst zur Hauptsaison wenig los, vielleicht mit Ausnahme der Höga Kusten. Ganz alleine an einer Schäre zu liegen, inmitten schönster Natur, nur umgeben von Ruhe, war für uns Glück pur. Gegen die Mücken haben wir unterwegs auch ein wirksames Mittel gefunden.

Neben dem guten Timing, hatten wir einfach unglaubliches Wetterglück. Mai und September waren dabei die besten Monate, der August ist zu unserer Überraschung im Vergleich etwas hinterhergehinkt. Trotzdem war er immer noch ein ganz normal schöner Sommermonat. Wir hatten einfach ein unverschämtes Riesenglück mit dem Wetter diesen Sommer.

Aber Wetter und Timing sind nur die Randbedingungen für das eigentliche Erlebnis. Wir haben viel gesehen und viel erlebt. Baby-Elche, Schweinswale, eine knuffige Eule und Schwanenfamilien. Zu Beginn der Tour waren die kleinen Schwäne noch ganz winzig, zum Ende dann ausgewachsen und nur an ihrem grauen Federkleid noch als junge Schwäne zu erkennen. Neben der tierischen Vielfalt hat uns vor allem die abwechslungsreiche Landschaft und die sehenswerten Städte beeindruckt. Von kilometerweiten Sandstränden, inselreichen Küstenstrichen, Klippen, Kanalfahrten durch Schwedens Mitte und den großen Binnenseen bis zu mal steinigen, mal bewaldeten, mal hügeligen, mal kargen Küsten war einfach alles dabei. Und dann das Segeln an sich. Wir haben die Asgard immer besser kennengelernt, ihre Möglichkeiten und ihre Grenzen ausgelotet und einfach nur Spaß am Segeln gehabt.

Teilweise konnten wir die Schönheit zu zweit genießen und dann wieder zusammen mit unseren wechselnden Mitseglern. Der abwechslungsreiche Mix aus zu zweit allein und mit Besuch zu segeln hat uns gut gefallen und für uns gut funktioniert. Unsere Mitsegler haben sich aber auch immer sehr nach uns gerichtet und uns somit keinen tagelangen Wartepausen beschert.

Hätten wir 1-2 Wochen Charterurlaub würden wir nochmal  in die Turkuschären, Ålands, Stockholmer Schären oder Westschären fliegen und dort segeln gehen. Es gibt da so viele verschiedene Möglichkeiten, so viele Anlaufstellen und die Natur ist einfach wunderschön. Für einen kurzen Zeitraum wirklich perfekt. Eigentlich haben uns aber gerade die Gegenden gut gefallen, wo es nicht so viele Anlaufstellen gab. Nordfinnland, Nordschweden, Estland, das Baltikum.

Ein tolles Ergebnis dieser Reise sind die unterwegs geschlossenen Bekanntschaften, die bleiben. Menschen mit den unterschiedlichsten Lebensweisen und Gründen für eine Auszeit. Manche werden wir nächsten Sommer auf der Ostsee wiedersehen, mit anderen, die zum Beispiel ins Mittelmeer abdrehen, bleiben wir so in Kontakt.

Inzwischen sind wir zurück. In unserer Wohnung. Genießen die Musikanlage, den Geschirrspüler, die kurzen Wege zu den Geschäften, die Ortskenntnis. Es gibt wieder ein richtiges Wochenende, das wir sehr zu schätzen wissen. Viele alltägliche Dinge sind einfacher, Wäsche waschen und einkaufen zum Beispiel. Und trotzdem. Würden wir die Zeit um 1 Jahr zurück drehen, wir würden uns wieder für die 5 Monate Sabbatical entscheiden. Und für die Ostsee. Sie ist ein tolles Revier, sehr unterschiedlich, abwechslungsreich. Wir konnten eine Rundreise machen, einen abgeschlossenen Kreis statt einer Hin- und Rückfahrt. Bis zum Ende haben wir so immer wieder Neuland erschlossen und neues entdeckt. Es blieb spannend und das war gut.

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