Es geht zurück. Langsam ruft das Urlaubsende. Beziehungsweise es ruft täglich lauter. Wir nehmen es als sportliche Herausforderung und planen von Kopenhagen in 3 Tagen zurück nach Kiel zu segeln. Wir haben allerdings noch weitere 3 Tage Puffer.
Also heißt es früh Aufstehen an Jannes dreißigstem Geburtstag. Die Fußgänger-Brücke vor Christianhavn versperrt uns den Weg. Wir nehmen die frühe Brückenöffnung um 7 Uhr um der Rushhour aus dem Weg zu gehen. Dabei sind wir nicht die einzigen, noch zwei weitere Boote sind bereits so früh unterwegs.
Außerdem wollen wir Strecke schaffen. Ziel ist es bis Vordinborg zu kommen. Bis dahin liegt ein langer Segeltag vor uns. Aber erstmal müssen wir aus den Kopenhagener Kanälen zurück in die Ostsee. Die Stadt schläft noch. Nur zwei Touristen leisten der Meerjungfrau Gesellschaft. Es ist alles ruhig.
Auf der Ostsee angekommen können wir Segel setzen. Über unsere Köpfe brettern Flugzeuge im Tiefflug hinweg. Landeanflug auf den Kopenhagener Flughafen. Wir sitzen im Cockpit, schlürfen unseren Kaffee und genießen den traumhaften Sonnenschein und die schöne Morgenstimmung.
Der Tag verläuft zunächst recht unspektakulär. Zwischendurch schläft der Wind ein und wir motoren. Dann ereichen wir den Bøgestrøm. Ab da wird es plötzlich spannend. Das Fahrwasser ist nicht besonders tief, drum herum ist es noch viel flacher. Wir sind hochkonzentriert und unser Puls schnellt mehrmals in die Höhe. Dazu laufen wir fast zeitgleich mit vier weiteren Schiffen in das Fahrwasser ein. Die vier Schiffe sind alle hinter uns. Und teilweise schneller als wir. Zusätzlicher Nervenkitzel.
Kurz vor Vordinborg stehen wir dann vor der Wahl. Nach Vordinborg reinfahren oder noch einmal frei ankern? Wir entscheiden uns für frei ankern und genießen einen wunderschönen Geburtstagsabend schwojend am fest haltenden Anker. Der Ankerfluch scheint gebrochen.
Wir wollten uns mit Felix und der Lupercalia treffen. Eigentlich. Klintholm steht zur Diskussion. Aber Felix kommt nicht schnell genug voran. Wir müssten einen Tag auf ihn warten. Dann wäre aber das für uns perfekte Windfenster wieder zu. Einen Tag mit Südostwind haben wir um nach Bagenkop zu kommen, dann dreht der Wind auf West. Wir haben schon den ganzen Tag überlegt und diskutiert. Am Ende entscheiden wir uns für den Wind und gegen das Treffen mit Felix. Ein bisschen traurig sind wir schon, dass wir ihn verpassen.
Der Südostwind pustet uns am nächsten Tag durch das Smålandfahrwasser. Entspannt segeln wir mit Wind von schräg hinten nördlich von Falster und Lolland entlang. Dann kommt der Punkt an dem wir abbiegen. Plötzlich ist es ein Am-Wind-Kurs. Dazu brist der Wind auf. Wir verstehen unser Boot nicht mehr. Sie liegt unruhig im Wasser und kommt kaum voran. Wir reffen die Segel, bergen das Groß, rollen die Fock wieder ganz aus und geben irgendwann auf. Ein fiese kurze Welle bremst uns aus. Zudem kommt die Welle aus einer anderen Richtung als der Wind.
Das Mysterium klärt sich. Zeitweise haben wir bis zu 3kn Strom gegenan. Bei 5-6kn Fahrt durchs Wasser bleiben 2-3kn Fahrt über Grund. Eine eher langsame Geschwindigkeit. Henning findet den Kurs zudem irritierend. Er steuert mehr als 30° am Land vorbei. Der Strom bremst nicht nur, er versetzt uns auch ordentlich. Wir kämpfen. Und irgendwann haben wir es geschafft. Brauchen immer weniger vorhalten, kommen immer schneller voran. Wie schnell sich plötzlich 4-5kn anfühlen.
Unterwegs erreicht uns eine Nachricht von der Wetterfee. Gewitter über Norddeutschland, Zugrichtung von Hamburg über Kiel Richtung Dänemark. Empfehlung der Wetterfee: wir sollen zuschauen, dass wir bis 20 Uhr – spätestens bis 20:30 – im Hafen sind. Wir geben uns alle Mühe und laufen im T-Shirt und kurzer Hose mit den ersten Regentropfen um 20:45 in Bagenkop ein. Kaum sind wir fest, öffnet der Himmel seine Schleusen und es fängt an wie verrückt zu pladdern.
Wir sind froh es geschafft zu haben. Kochen ein letztes Mal an Bord. Genießen die Gemütlichkeit unter Deck. Und sind ganz schön platt von dem langen Tag. Bereuen unsere Entscheidung weiterzufahren aber nicht. Gegenan wäre es deutlich anstrengender geworden. So war die lange Strecke schaffbar und hat trotz des Gegenstroms Spaß gemacht.
Am nächsten Morgen hat der Wind gedreht. Auf West.Wir rauschen Richtung Kiel. Es ist wieder mal perfekter Segelwind. Wir holen nochmal den Gennaker raus, bevor wir drei Seemeilen vor Kiel verhungern. Wind alle. Motor an.
Wir tanken die Asgard noch in Laboe voll, bevor es die Kieler Förde hoch geht. Und dann ist es plötzlich vorbei. Nach exakt 3 Wochen machen wir wieder an unserem Dauerliegeplatz fest. Zurück aus den Flitterwochen. Schön wars. Wir räumen noch einen Großteil der Lebensmittel von Bord. Packen unsere Sachen. Und lassen die Asgard hinter uns. Die Flitterwochen sind achteraus.