Wir machen uns langsam auf den Rückweg. Wind und Wetter lassen uns kurze Schläge ins Visier nehmen. Gleichzeitig mahnen sie zur Eile. Für Donnerstag ist viel Wind angesagt. Sehr viel Wind. So viel Wind, dass wir ganz sicher nicht segeln werden. Das kann sich zwar immer noch verschieben, aber wir planen lieber einen Tag Puffer ein.
Von Flakfortet geht es Richtung Süden. Geplantes Tagesziel: Nyord oder Rødvig. Die Überfahrt beginnt harmlos mit sehr wenig Wind. Dann kommen aus dem nichts lange große Wellen. Zu viele um von einem Schiff verursacht zu sein. Zu hohe für den wenigen Wind. Der brist immer weiter auf. Und plötzlich sind es statt 2kn Wind deutlich über 20kn. Die verursachen in der Køge-Bucht richtig Seegang. Die Höhe erinnert uns an unsere Zeit im Baltikum.
Damit ist die Entscheidung für Rødvig gefallen. Bei dem Wellengang trauen wir dem flachen Bøgestrøm nicht. In der Faxe-Bucht haben wir die Wellen zunächst von achtern. Zum Großsegel bergen gehen wir in den Wind und haben die kurze, steile Welle frontal von vorn. Asgard taucht immer wieder mit ihrem Bug in die Wellenberge ein. Das Bergen des Groß dauert gefühlt eine halbe Ewigkeit. Henning torkelt auf dem Deck um her. Asgard lässt sich kaum im Wind halten. Als wir fest vertäut im Hafen liegen, schnaufen wir erstmal durch. Trotz Kaimauer, trotz Bug im Wind, trotz Windschutz durch die hochbordige 40ft Yacht neben uns tanzt Asgard wild herum und zerrt an ihren Leinen.
Wir setzen uns an den Steinstrand und beobachten die Brandung. Vom Land aus sieht sie nicht annähernd so beeindruckend aus wie noch kurz zuvor auf dem Wasser. Die Möwen nutzen den Wind und segeln gekonnt durch die Luft. Jede Drohne würde bei dem Anblick grün vor Neid werden. Einige Möwen schwimmen auf den Wellen dicht vorm Strand und hopsen synchron über die brechenden Wellen. Das sieht lustig aus und erinnert an LaOla-Wellen im Stadion. Dann verkriechen wir uns unter Deck. Im Cockpit ist es heute zu ungemütlich. Die Gemütlichkeit im Salon ist auch mal schön.
Am nächsten Morgen prasseln Regentropfen auf unser Deck. Zwei kräftige Regenschauer ziehen durch und geben uns genügend Zeit unser Tagesziel zu planen. Durch den Bøgestrøm bis Vordinborg oder nach Klintholm. Wir waren noch nie auf Møn. Sind schon mehrmals dran vorbeigesegelt. Wir entscheiden uns nicht zuletzt wegen des Seegangs für Klintholm. Den Bøgestrøm wollen wir bei den Wellen gar nicht ausprobieren.
Es wird eine ungemütliche Fahrt bis zu den Klippen von Møn. Die Wellenkämme verdecken teilweise den Horizont. Wir sind zwar recht seefest, aber anstrengend ist das Geschaukel trotzdem. Plötzlich ist der Wind alle. Direkt vor den Kreidefelsen. Wir werfen den Motor an. Die alte Dünung und die schlagenden Segel sind uns einfach zu viel. Henning moniert, dass das so nicht vorhergesagt wurde. 16kn bis in Spitzen 24kn sollten es eigentlich sein. Flaute war nicht vorgesehen. Dann kommt der Wind zurück. Janne flaxt noch, dass der Wind jetzt man nicht auf 30kn hochgehen soll. Da stehen auch schon 29,9kn auf dem Windmesser. Zum Glück sind wir inzwischen mit achterlichem Wind unterwegs. Nur unter Groß machen wir über 6kn Fahrt. Durchs Wasser. Und über Grund.
In Klintholm finden wir einen windgeschützten Liegeplatz. Es ist ziemlich leer. Wir sind unter der Woche unterwegs und die Feiertage sind in Norddeutschland vorbei. Überwiegend deutsche Boote liegen im Hafen. Für die nächsten Tage ist weiterhin eher mehr Wind angesagt. Zum Glück müssen wir nicht gegenan.