Der Graf von Eckernförde

Janne hat Geburtstag. Dieses Jahr wacht sie mal nicht in einer Ostsee-Hauptstadt auf. Die beiden letzten Geburtstage hat sie in Stockholm und Kopenhagen verbracht. Dieses Jahr wäre Oslo, Tallinn oder Helsinki angemessen gewesen. Stattdessen ist es Warnemünde geworden. Naja, hilft nichts, immerhin gib es frische Brötchen und Croissants.

Kurs Hiddensee
Flotte Fahrt nach Westen

Wir bunkern noch Diesel bevor es auf den langen Schlag gen Hiddensee geht. Janne hat in einem Anflug von Größenwahn kurzzeitig Ystad angepeilt, aber das ist dann doch zu weit. Der Wind schiebt uns kräftig Richtung Osten. Wir haben teilweise Böen mit über 30kn. Asgard rollt, nickt und giert in den immer größer werdenden Wellen. Wir sind beide sehr seefest, aber längere Navigationsarbeiten unter Deck will gerade keiner von uns machen. Janne hat bei dem Geschaukel nicht einmal Lust ihre Geburtstagsglückwünsche zu lesen.

Stattliche Segelanzahl
Traditionssegler vor Hiddensee

Etwas Abwechslung bieten zwei größere Tradiotionssegler, die vor dem Wind aufkreuzen. Der eine kommt uns sogar ziemlich nah. Henning versucht den Namen zu identifizieren und verkündet stolz: Guck mal, der Graf von Eckernförde! Janne guckt und ist leicht irritiert, direkt neben ihr segelt der Greif von Ueckermünde. Knapp daneben.

Greif von Ueckmünde voraus
Der Greif von Ueckermünde geht knapp vor unserem Bug durch

Einen Vorteil hat der kräftige Wind, wir kommen zügig voran. Nach weniger als zehn Stunden machen wir kurz vor sechs in Vitte fest. Zur Feier des Tages gibt es Fisch und Chips am Hafen und nach einem kleinen Rundgang durch Ort und an den Strand, lassen wir den Geburtstag gemütlich im Cockpit ausklingen.

Strandkörbe am Sandstrand von Vitte
Vitte: Sandstrand und Strandkorb

Der nächste Tag bietet erneut besten Segelwind. Wir wollen nach Ystad und uns mit der Manatee treffen. Auf unserem Frühlingstörn haben wir uns knapp verpasst, aber diesmal klappt es. Wir segeln bis kurz vor den Toren von Ystad, am Ende sogar unter Gennaker. Nach dem Aufklaren und einem schnellen Abendessen geht er rüber auf die Manatee. Die Zeit verfliegt und ehe wir uns versehen ist es schon Mitternacht.

Fachwerkhäuser und bepflanzte Weinfässer
Ystad: vor der alten Kirche

Kai und Jessica hatten uns so sehr vom weltbesten Eis aus Ystad vorgeschwärmt, dass wir unbedingt am nächsten Morgen einen Abstecher zur Eisdiele machen müssen. Leider hat die noch geschlossen, genauso wie der berühmte Segelladen am Hafen. Wir schlendern trotzdem durch die Stadt, gönnen uns zwei Kanelbulle und beschließen wiederzukommen. Ystad gefällt uns. Von See aus sieht es nach einer Stadt mit Industriecharme aus, aber der Hafen liegt super und die Innenstadt verstömt skandinavischen Flair. Kleine Gassen, bunte Häuser, Fachwerksbauten und Backsteingebäude, Kletterrosen, Stockrosen und Funkien, Kopfsteinpflaster. Einfach hyggelig. Außerdem sind wir neugierig auf den Segelladen und das Eis. Nächstes Mal.

Patrouillenboot im Einsatz
Patrouille vor Hammerhus

Bei Hammerwind geht es nach Hammer Havn. Wir haben Halbwind mit 13kn und Asgard flitzt unter Vollzeug mit 6kn Richtung Bornholm. Sie scheint es gar nicht erwarten zu können endlich nach Bornholm zu kommen. Uns geht es genauso. Die Überfahrt ist das reinste Vergnüngen. Wir sind fast traurig, als wir angekommen sind. Das Segeln unter diesen Bedingungen ist ein absoluter Traum. Wir haben die letzten Tage unglaublich viele Seemeilen geschrubbt. Die Bedingungen waren allesamt bestens zum Strecke machen, aber am meisten Spaß hat der Schlag von Ystad nach Hammer Havn gemacht. Nun genießen wir unser Sehnsuchtsziel Bornholm.