Team Asgard versus Team Gegenwind mit steiler Welle

Rückreise. Anders können wir die letzten Etappen nicht betiteln. Wir kämpfen uns Meile für Meile zurück nach Deutschland. Gegen den Wind. Gegen die Welle. Gegen das Wetter. Früh aufstehen. Spät ankommen. Schräglage. Gereffte Segel. Überkommende Wellen. Regen. Sonnenschein. Böen bis 7 Windstärken. Flautenlöcher mit 0 Windstärken. Segeltage. Motorstunden. Wenn wir nicht unbedingt zurück müssten, würden wir im Hafen bleiben. Aber die Termine rufen. Unser Krantermin. Eine Hochzeit in Wien. Die Arbeit.

Dramatischer Sonnenaufgang

Von Simrishamn arbeiten wir uns die Südküste Schwedens entlang. Der Wind ist aus Südwest angesagt. Das ist eine doofe Richtung. Südschweden macht da keinen Spaß. Aber der Wechsel an die deutsche Küste bietet auch keine besseren Aussichten. Also bleiben wir in Schweden. Da gibt es wenigstens alle paar Meilen einen Hafen. Wir motoren bei Flaute morgens los. Sind beeindruckt, wie schnell der Wind einschläft. Vor Simrishamn ist keine Welle mehr. Aber je näher wir dem Kap kommen, desto mehr Schwell ist zu spüren. Dann kommt Wind. Direkt von vorn. Der Däne hinter uns zieht das Groß hoch. Also ziehen wir auch das Groß hoch. Nur um es zwei Minuten später zu bergen. Der Wind ist wieder weg und das Segel schlägt nur.

Wellenlos

Irgendwann ist genug Wind da, dass wir die Segel setzen können. Wir können unseren Wegpunkt sogar fast anlegen. Dann kommt die erste Portion Regenschauer. Die Wolken haben es in sich. Plötzlich brist der Wind massiv auf. Wir reffen das Groß. Rollen das Vorsegel weg. Und gucken staunend auf den Windmesser. Wo gerade noch 16kt standen, stehen plötzlich über 31kt. Dann kommt der Regen. Im Regen sinkt die Sicht rapide. Kombiniert mit starkem Wind ein eher unheimliches Szenario. Die Schauer ziehen über uns weg. Das Wetter klart auf. Der Wind wird immer weniger. Dann ist er alle. Wir starten den Motor. Und verfolgen ab jetzt mit Argusaugen das Regenradar. Als die nächste dunkle Wolkenwand kommt sind wir vorbereitet. Die Reffs sind im Segel. Wir sind im Ölzeug. Und wir können fast schon über das reproduzierbare Verhalten lachen. Jetzt ist es ein ungemütliches Szenario. Es hat seinen Schrecken verloren.

Sonnenschein und Regenwetter

Das ganze wiederholt sich noch ein weiteres Mal. Diesmal haben wir die Segel komplett eingeholt und motoren durch die graue Wand. Zu Schaffen macht uns vor allem der Seegang. Die Wellen sind türmen sich immer mehr auf. Und bremsen uns massiv aus. Wir kommen schlecht voran. Dazu kommen Welle und Wind fast genau daher wo wir hinwollen. Asgard stoppt immer wieder auf und fällt mit einem Bauchklatscher ins nächste Wellental. Am Ende kreuzen wir dänisch. Motor und Vorsegel sind die einfachste Kombination.

Wasserspritzer

Bevor es uns nochmal erwischt, laufen wir den Hafen von Gislövs Läge an. Und schaffen es gerade so vor dem nächsten Schauer in den Hafen. Während der Regen beginnt, stocken wir Proviant auf. Gönnen uns eine große Familienpizza zum mitnehmen. Und sind völlig platt von dem Tag. Diesem Refftag. Irgendwann hören wir auf zu zählen. Reff reinbinden. Reff rausschütteln. Vorsegel reffen. Großsegel reffen. Vorsegel ausreffen. Groß ausreffen. Groß komplett runternehmen. Vorsegel wegrollen. Groß setzen. Vorsegel setzen. Motor aus. Motor an. Dreißig Knoten Wind. Drei Knoten Wind. Für uns definitiv ein Unentschieden in diesem Wettkampf mit Wind und Welle.

Graue Wand

Von Givslövs Läge bieten sich uns drei Optionen. Nach Hiddensee oder Rügen segeln. Uns im Bøgestrøm verkriechen. Nach Klintholm verholen. Wir müssen weiter. Es ist mindestens ein Tag angesagt mit steifem Wind. Mehr Wind als die letzten Tage. Vorher wollen wir noch näher an Fehmarn ran. Mit Rügen und Hiddensee manövrieren wir uns gefühlt auch in eine Sackgasse. Bei Westwind kommt man von da nur bedingt gut weg. Also entscheiden wir uns für Dänemark. In Klintholm werden wir vermutlich einen Tag eingeweht sein. Der Bøgestrøm hingegen wäre so geschützt, dass wir auch bei viel Wind weiterfahren könnten.

Skipper

Wir legen wieder früh ab. Der Wind bietet gute fünf Beaufort. Unseren Favorit den Bøgestrøm können wir überhaupt nicht anlegen. Also verwerfen wir kurz nach dem Auslaufen unseren Plan und schwenken auf Klintholm um. Der Seegang ist immer noch beeindruckend. Janne ist es definitiv zu viel Welle. Zu hoch. Zu steil. Zu kurz. Und fast zu viel Schräglage. Entsprechend geht es mit zweitem Reff im Groß und stark gereffter Genua gen Klintholm. Es ist ein Tag hart am Wind. Wir fahren einige Wenden. Aber der Wind bleibt wenigstens konstant bei fünf Beaufort. Irgendwann wird er etwas schwächer. Wir schütteln erst das Reff aus dem Vorsegel. Dann gehen wir vom zweiten Reff im Groß ins erste. Die Wellen werden irgendwann auch niedriger. Und am Abend laufen wir zufrieden in Klintholm ein. Ein guter Tag. Hoch am Wind. Aber nach den anfänglichen Bedenken hat es Spaß gemacht. Richtig Spaß. Wir werden langsam genügsam. Eins zu Null für Team Asgard.

Parklandschaft

Der Ausgleich erfolgt am nächsten Tag. Es ist viel Wind angesagt. Richtig viel Wind. Wir machen einen Hafentag in Klintholm. Schlafen aus. Frühstücken gemütlich. Sehen die Wellen über die Hafenmole spritzen. Und den Strand im Meer verschwinden. Die Boote an ihren Leinen zerren. Taumeln. Schwanken. Torkeln. Beobachten den Windmesser. Skipperkino. Warten die Regenschauer ab. Gute sieben Beaufort erreihen die Böen. Und leihen uns dann Fahrräder aus. Im Supermarkt. Die Kassiererin zuckt nicht einmal mit der Wimper. Obwohl es bis vor fünf Minuten in Strömen gegossen hat. Es nieselt immer noch leicht. Wir fahren mit Rückenwind los. Wollen zu Liselunds Schloß und dann zu den Klippen von Møn. Møns Klint eben.

Schlösschen

Die Insel Møn ist hügelig. Es geht auf und ab. Das Schloß ist niedlich und der Park ganz nett. Es fehlt der Sonnenschein. Die Klippen sehen in dem grauen Wetter immer noch beeindruckend aus. Uns gefällt die Radtour. Wir haben die Wege für uns. Haben kein schlechtes Gewissen auch mal einen Aussichtspunkt auszulassen. Nach fünf Stunden geben wir die Schlüssel wieder an der Supermarktkasse ab. Kurz vorher machen wir noch einen Schlenker zu der Gårdbutik. Janne erwartet dort Gartenzubehör. Es ist ein Hofladen. Selbstgemachtes. Marmelade. Wurst. Feigenbäume. Handgewebtes Leinen. So kann es gehen mit der Sprachbarriere.

Kreidefelsen

Es steht eins zu eins. Nach dem Hafentag erwartet uns ein Segeltag hoch am Wind. Wir können Gedser immerhin gut anliegen. Und freuen uns schon. Zu früh gefreut. Irgendwann dreht der Wind. Dazu kommt Strom gegenan. Wir sind wieder am Kreuzen. Janne ist genervt. Immer gegen Ende des Segeltages ziehen sich die letzten Meilen zum Ziel unglaublich in die Länge. Die letzten Meilen vermiesen uns den sonst guten Tag schon fast. Wir hatten mit einem zwei zu eins für uns gerechnet. Es bleibt letztendlich ein eins zu eins. Und wir bleiben die Nacht in Gedser.

Gedser

Ein letztes Kräftemessen steht an. Gedser bis Fehmarn heißt die Etappe. Und wir haben Südostwind. Im Hafen ist es fast windstill. Trotzdem fahren wir gewohnt früh los. Draußen ist bereits gut Wind. Es sind zwar keine dreißig Meilen bis Fehmarn. Aber eben auch nur knapp drunter. Und nach den letzten Tagen sind wir misstrauisch. Wir kommen gut voran. Irgendwann baumen wir sogar das Vorsegel aus. Damit kommen wir fast einem Franzosen ins Gehege. Der ist trotz seiner größeren Yacht langsamer als wir und manövriert immer wieder unangenehm dicht an uns heran. Wir versuchen seine Manöver nachzuvollziehen. Aber dafür ist wohl unser Französisch zu schlecht. Wir verstehen sie einfach nicht. Wir diskutieren diverse Hafenkombinationen durch. Unser Auto steht in Großenbrode. Diesel bunkern geht in Burgtiefe, Burgstaaken und Heiligenhafen. Kranen werden wir in Lemkenhafen. Am Ende entscheiden wir uns für Burgtiefe. Bunkern Diesel. Sitzen im Cockpit und genießen den strahlenden Sonnenschein. Nur um keine fünf Minuten später aufzuspringen, die Leinen loszuwerfen und abzulegen. Wir haben eine gute Busverbindung zwischen Heiligenhafen und Großenbrode gefunden. Also nutzen wir den genialen Ostwind um uns bis Heiligenhafen schieben zu lassen, statt morgen gegenan zu motoren. Die zu viel bezahlte Hafengebühr ist uns das Segeln wert. Und es ist ein traumhaftes Segeln vor dem Wind. Der Strom schiebt mit. Das GPS zeigt Geschwindigkeiten von über acht Knoten über Grund an. Und wir müssen die Segel erst vor der Hafeneinfahrt von Heiligenhafen bergen. Selbst durch das Fahrwasser schiebt uns der Wind ohne mit der Wimper zu zucken. Zwei zu eins für uns.

Wolkenschauspiel

Was für ein Abschluss. Kaum haben wir angelegt, schlagen wir die Segel ab. Morgen ist Motortag. Den traumhaften Saisonabschluss hatten wir heute.