Aktuell unterwegs

Eingeweht

Es wird bereits nicht mehr richtig dunkel. Die Tage sind lang. Das Licht ist besonders in den Abendstunden unglaublich schön. Dazu sind wir in Finnlands Natur angekommen. Hier gibt es keine großen Städte mehr. Nur Natur in unterschiedlichsten Formen und ab und an ein paar Häuschen und kleine Einkaufsmöglichkeiten.

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Henning am Steuer

Von Högsåra ging es nach Jurmo. Jurmo hatte sich Janne gewünscht. Ein Bekannter aus Bremen hatte die Insel wärmstens empfohlen und dazu schwärmte der Ålandhafenführer in höchsten Tönen von Jurmo. Dabei liegt die Insel gar nicht in den Ålands.

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Janne am Steuer

Kurz vor Jurmo drehte der Wind von Raumschots auf Gegenan und frischte kräftig auf. Der Winddreher war angesagt gewesen. Wir hatten gerade den Gennaker gesetzt und mussten ihn direkt wieder bergen. Hat aber sehr gut geklappt. Langsam entwickeln wir Vertrauen in uns und das Boot.

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Unter Gennaker

Jurmo selber ist wirklich hübsch. Vom Hafen aus führt ein kleiner Weg zu einer Erhöhung. Wir können über die ganze Insel gucken. Ein paar Schritte weiter stehen ein paar Häuser und wir werden freundlich von Alpakas begrüßt. Einen kleinen Wald gibt es auf der sonst sehr kargen Insel auch. Am Hafen sind entweder die richtigen sanitären Anlagen noch nicht geöffnet oder es gibt wirklich nur Plumpsklos. Wegen der Vorsaison fällt auch keine Hafengebühr an sondern nur eine freiwillige Abgabe.

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Jurmo: Ortschaft, Idylle pur

Die ganze Gegend hier ist ab Midsommar Ende Juni total überlaufen. Dann bekommt man bereits mittags keinen Platz mehr in den Häfen und es ist rappeldicke voll. Wir können uns das kaum vorstellen. In der Vorsaison ist extrem wenig los. Teilweise sind die Häfen noch geschlossen, teilweise liegen wir völlig allein in einem Hafen. Dabei haben wir bereits schönstes Wetter. Idylle pur. Aber es kann auch anders sein. Letztes Jahr hat es hier um diese Zeit noch geschneit.

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Jurmo: Hafen von weiter oben

Von Jurmo aus suchen wir einen geschützten Hafen. Der Wind wird die nächsten Tage auffrischen und wir werden eingeweht sein. Da wollen wir möglichst ruhig und ohne Welle liegen. Wir entscheiden uns für Korpoström. Der Hafen liegt im Süden der Insel Korpo und ist gegen Nordwest bis Nordost gut geschützt. Der Wind dreht langsam auf. 6 Windstärken sind es, in Böen bis zu 7 und 8 sind angesagt. Im geschützten Hafen zeigt der Windmesser bisher nur bis zu 6 an. Bei dem Wind ist basteln am Boot angesagt.

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Jurmo: Asgard im Hafen

Wir haben die Kuchenbude genäht, Gummistrops gebastelt und die fehlenden Knöpfe eingesetzt. Im Cockpit zwei Bretter repariert, den Henkel vom Wasserkessel geklebt, einen Blogpost geschrieben, kleine Löcher zugespachtelt und den Verlobungsring geklebt. Bilder sortiert und gesichert. Sonst steht noch Boot polieren, aufräumen, putzen, eine Lösung fürs EM-Gucken finden und Insel angucken auf dem Plan. Und wir haben endlich Ruhe und Zeit fürs Saunieren.

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Henning beim Labskaus-Kochen in der Kuchenbude

Bisher gefällt uns dieses Finnland sehr gut. Genau das haben wir gesucht. Dafür hat sich das Beeilen durchs Baltikum gelohnt. Die Finnen sind sehr freundlich und finden es völlig normal, dass wir mit dem Boot unterwegs sind. Boote sind wohl wirklich das erste Transportmittel der Wahl in Finnland. So wie wir uns im Auto immer anschnallen tragen die Finnen immer und überall Rettungswesten auf ihren Booten. Egal, ob der Sund 5m breit ist, keine Welle herrscht und es komplett windstill ist. Der Finne hat seine Rettungsweste an. Sehr vorbildlich.

Farmors Cafe auf Högsåra

Die Crew der Barbie schwärmte so vom Farmors Café auf Högsåra, dass wir neugierig geworden sind. Da wir nichts besseres vorhatten, ging es von Hanko nach Högsåra. Eine Entscheidung, die wir definitiv nicht bereut haben. Högsåra ist eine hübsche kleine Insel und das Farmors Café die Anreise auf jeden Fall wert.

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Schäre und Segelboot

Auf den Weg dahin kam uns eine dicke, dunkelgraue Wand entgegen. Immerhin erwischte uns kein Gewitter sondern nur eiskalter Regen. Kurze Zeit später schien aber schon wieder die Sonne und es wurde warm. Henning hat sich so häufiger als beim Klamotteneinkauf umgezogen – Wechsel von Jeans zu Ölzeughose zu Jeans zu kurzer Hose zu Jeans. Analog das gleiche mit T-Shirt, Pulli, leichter Jacke und Ölzeugjacke.

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Ein Unwetter zieht auf

Momentan ist in Finnland noch Vorsaison. Es sind noch nicht alle Häfen geöffnet, wenig Schiffe in den Häfen und noch weniger Schiffe unterwegs. Als wir auf Högsåra ankamen, legten wir am Steg des Farmors Café neben der freiwilligen Feuerwehr von Högsåra an und machten uns auf die Suche nach Kaffee und Kuchen. Nachdem uns Googlemaps schon verraten hat, dass wir zu weit sind, bestätigten ein paar einheimische Teenager unsere Befürchtung: Das Café ist noch geschlossen! Der ganze Weg umsonst.

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Högsara: Häuser

Aufgeben wollten wir aber noch nicht. Also steckten wir die Köpfe um die Ecke der Hofeinfahrt und guckten einfach mal. Die Familie war gerade am Herrichten des Cafés für die diesjährige Saison. Hochkonjunktur ist im Juli bis etwa Mitte August. Dann kommen 500-800 Besucher pro Tag. Anfang Juni ist noch nicht viel los. Aber da sie eh Kuchen für sich backen, sollen wir doch einfach in einer guten halben Stunde wiederkommen. Bis dahin wäre dann alles angerichtet. Die Auswahl könnte zwar nicht mit der mithalten, die es während der offiziellen Öffnungszeiten gibt, aber ein bisschen was wäre da.

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Högsara: Bootsgaragen

Nach einem kleinen Spaziergang über Högsåra kamen wir dann hungrig wieder. Wir konnten zwischen Präsidentenkuchen, Rhababer- und Schokotorte wählen. Dazu gab es noch einige Kekse. Kaffee und Rhababersaft waren auch da. Der Kuchen war weltklasse.

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Högsara: Farmors Cafe

Das Ziel hat sich definitiv gelohnt. Und neben dem leckeren Köstlichkeiten waren auch die Besitzer des Cafés sehr nett und informativ. Das Haus „Farmos Cottage“ ist über 200 Jahre alt, das Café gibt es seit 1994. Farmor ist übrigens schwedisch für Großmutter. Nach dem Tod ihres Ehemanns Janne lebte Großmutter Erika lange Jahre alleine in diesem Häuschen und so kam es zu seinem Namen.

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Högsara: Farmors Cafe, Janne, Moni und Henning

Normalerweise gibt es neben Kaffee und Kuchen auch noch herzhafte Gerichte unter anderem vom Grill. Die Zutaten für die Gerichte kommen zum Großteil aus dem eigenen Garten, von der Insel und aus der Region. Entsprechend variiert das Angebot. Selbst die Energie kommt von den drei Windkraftwerken auf der Insel.

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Högsara: Grillen, Henning, Janne und Moni

Da das Café aber erst am 11.6 offiziell öffnet, haben wir abends selbst gegrillt. Diesmal auf dem Cobb von Andi und Moni.

Die östlichste Wendemarke ist erreicht

Mit Helsinki haben wir den östlichsten Punkt unserer Tour erreicht und nehmen jetzt Kurs auf den nördlichsten. Aber jetzt geht es erstmal westwärts Richtung Ålands.

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Helsinki: Blick vom Yachthafen auf die Stadt

Wir haben uns für das Innenfahrwasser entschieden. Es ging durch enge Sunde, vorbei an kleinen Felsen, an Inseln mit unzähligen Ferienhäusern und -häuschen, alle mit eigenem Bootsanleger.

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Schärenhaus mit Bootsanleger

Die Finnen, die haben es schon sehr schön. Und haben tatsächlich doch rote und grüne Tonnen neben den ganzen Kardinalszeichen. Unseren ersten Tag im Innenfahrwasser motorten wir noch komplett. Es zogen Gewitterwolken über dem Land auf und so liefen wir sehr früh einen Hafen an. Für den Rest des Tages haben wir dann einfach nichts mehr getan. Gelesen und Chili gekocht, das wars. Hat gut getan und einfach mal Ausspannen war wohl auch dringend nötig.

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Navigation durch enges Fahrwasser

Am nächsten Tag hatten wir besseren Wind und trauten uns zum ersten Mal zwischen den ganzen Steinen zu segeln. Das funktionierte trotz des sehr schmalen Fahrwassers gut. Bis auf den Barösund sind wir fast alles gesegelt. Der war uns dann doch zu schmal. Wir sind mit unserer 30 Jahre alten 30-Fuß-Yacht in Finnland eher ein größeres und neueres Schiff. Für uns ein ungewohntes Gefühl.

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Henning am Ruder

Seit Helsinki haben wir keinen Hafenführer mehr, in dem jeder Hafen beschrieben ist. Somit versuchten wir es mit den in der Karte eingezeichneten Gäste- und Servicehäfen ohne zu wissen was uns erwartet. Der Unterschied zwischen diesen beiden Häfentypen war uns nicht so ganz klar – der eine hat auf der Karte zwei rote Kringel und der andere nur einen, aber sonst? Egal – alle paar cm auf der Karte gab es einen Hafen und einer wird schon passen. Etwas skeptisch waren wir aber doch, weil wir bereits im Barösund von den 2 eingezeichneten Häfen nur einen gesehen hatten. Am Ende war der erste anvisierte Hafen zu klein, der zweite nicht vorhanden und der dritte (Boxby) passte.

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Dragesviken: Regenbogen

In Boxby geschah dann das große Unglück. Auf dem Rückweg vom Bezahlen der Hafengebühr stolperte Henning über einen Festmacherring und brach sich den kleinen Zeh. In der Nähe gab es nichts, keinen Ort, keinen Arzt und ganz sicher kein Krankenhaus. Aber das Positive bei einem gebrochenen Zeh im Vergleich zu anderen Knochenbrüchen ist, dass man eh nichts machen kann.

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endlose Weite

Am nächsten Morgen sah die Welt schon wieder viel besser aus – aus dem gebrochenem Zeh war über Nacht ein höchstens geprellter oder gestauchter Zeh geworden. Henning ging es schon wieder so gut, dass er sogar den Abwasch machen konnte. Und so sind wir dann unter Segeln weiter Richtung Hanko.

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Barfußsegeln

Hanko selbst war teuer und ist aus unserer Sicht nicht unbedingt einen Besuch wert. Aber bei ordentlich Wind war es doch ein geschützter Hafen. In Hanko trafen wir auch die Crew der Barbie wieder. Abends beim gemeinsamen Grillen wurden Pläne für die nächsten Tage geschmiedet. Und so ging es dann von Hanko aus gemeinsam mit der Barbie weiter.

Das Baltikum ist abgesegelt

Der Mai ist vorbei und der Sprung nach Skandinavien geschafft. An Polen und das Baltikum hatten wir keine großen Erwartungen und können im Nachhinein sagen, dass es uns sehr gut gefallen hat.

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Dirhami: Idylle pur

Wir hatten unglaubliches Glück mit dem Wetter. Bis zum 30. April war das Wetter mistig, eisig kalt und einfach nur grau – furchtbar. Pünktlich zum 1. Mai, unserem geplanten und tatsächlichen Ablegetermin, begann das gute Wetter und begleitet uns seitdem. Im ganzen Mai hatten wir 2 Tage mit etwas mehr Regen (Danzig) und 2 weitere Tage, an denen es kurz ein wenig getröpfelt hat. Einige wenige Tage waren recht grau mit etwas Sonne. Ansonsten hatten wir Unmengen an Sonnenschein und in Tallinn konnten wir in kurzer Hose und T-Shirt sitzen. Bis nach 21 Uhr war es uns so eher zu warm als dass es uns fröstelte.

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Tallinn: zentraler Yachthafen

Vom Wind sind wir auch verwöhnt. Der Wind ist nicht immer perfekt, aber nach wenigen Tagen Flaute kam immer sofort wieder mehr Wind und nach wenigen Tagen Starkwind, kam auch wieder weniger Wind. Mal haben wir den Wind von vorne und müssen kreuzen, dann wieder perfekte Vorwind- oder Raumschotskurse und wir können unserem Ziel entspannt entgegencruisen. Es bleibt abwechslungsreich und wir absolut nicht langweilig.

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Segeltrimm unterwegs

Ländertechnisch waren wir von jedem Land positiv überrascht. In allen Ländern wurde viel getan um den alten Charme der Orte zu erhalten oder wie in Danzig aufwendig wiederherzustellen. Da hatten wir deutlich weniger erwartet.

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Tallinn: viele, gut erhaltene Wehrtürme

Polen hat uns von der Herzlichkeit her gut gefallen. Zudem war es das bisher günstigste Land. Lange Sandstrände prägten die Küstenlandschaft. Man kann ewig lang spazieren gehen und trifft manchmal keine Menschenseele. Das ist genau unser Ding. Die Häfen sind rar und es ist teilweise nicht ganz einfach bei Welle und ordentlich Wind ein- oder auszulaufen. Aber man sieht vielen Häfen an, dass gerade in den letzten Jahren viel investiert wurde. Auch die kleinen und großen Städte haben uns beeindruckt.

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Danzig: Einfahrt durch den Regenbogen

In Litauen haben wir leider nur Klaipeda gesehen. Gerne hätten wir die kurische Nehrung angeschaut. Aber die innere Zeituhr tickt. Skandinavien ruft. Insbesondere auf die viel gerühmten Ålandinseln sind wir gespannt. Und somit haben wir Nida ausgelassen. Ein anderes Mal klappt der Besuch vielleicht.

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Klaipeda: Yachthafen an der Festungsanlage

Mit Pavilosta haben wir in Lettland endlich mal wieder einen Hafen in einem kleinen Ort gefunden. Nach den vielen Industriehäfen in den doch recht großen Städten eine willkommene Abwechslung. Liepaja und Ventspils entsprachen zwar wieder den typischen Industriehäfen, aber die Feier zum 750sten Geburtstag in Liepaja hat uns extrem gut gefallen und den Eindruck der Stadt deutlich ins positive verschoben.

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Liepaja: Schwimmsteg für Gastyachten

Estland war anders als die vorherigen Länder. Teurer, skandinavischer, gepflegtere Anlagen. Die langen Sandstrände aus Polen, Litauen und Estland sind vorbei, stattdessen herrschen Steine, grüne Wälder und Natur pur vor. Aber auch die Yachthäfen mitten in den Industriehäfen sind passé. Estland ist im Yachttourismus einfach weiter als die anderen Länder. Die Preise für die Nacht im Hafen sind aber auch doppelt so hoch, dafür gibt es in vielen Häfen Sauna und Wlan.

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Koiguste: Einsamkeit

In den letzten Jahren muss sich in Polen und im Baltikum bezüglich Yachttourismus viel getan haben. Viele Häfen wurden saniert, es gibt tolle Hafenführer und in der Regel sehr motivierte Hafenmeister. Hoffentlich bleibt noch etwas von dem ursprünglichen Charme erhalten. Einige Orte waren schon sehr touristisch, insbesondere die Dünen von Leba und die Strände in Kolberg und Ventspils.

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Kuressaare: Seasick Luzie

Nach einem Monat unterwegs waren die folgenden Häfen bislang unsere Highlights (beliebige Reihenfolge):
– Danzig: Insbesondere das Einlaufen durch die gesamten Hafenanlagen mit dem Yachthafen direkt in der Altstadt
– Talinn: Yachthafen ebenfalls Altstadtnah, aber nicht so zentral wie in Danzig. Wunderschön erhaltene mittelalterliche Altstadt
– Koiguste: Ein Anleger für uns allein in einer idyllisch gelegenen Bucht
– Liepaja: 750 jähriger Stadtgeburtstag mit Fest direkt am Yachthafen

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Ventspils: das Boot ist zu klein für die Heckboje

Was haben wir richtig gemacht? Neben einer riesigen Portion Glück was das Wetter und den Wind anbetrifft, hat auch die langsame Veränderung geholfen. Wir haben uns nach der Enttäuschung in Greifswald-Wieck fast kontinuierlich gesteigert. Quert man von Dänemark und Schweden rüber, sind viele anscheinend von dem krassen Unterschied her geschockt. Nach idyllischen, kleinen, skandinavischen Yachthäfen im Industriecharme und der manchmal improvisierten Umgebung von Polen und dem Baltikum zu landen ist wohl gewöhnungsbedürftig. Wir haben uns sukzessive von Komfort und Ausstattung her verbessert und uns über jede neue Annehmlichkeit gefreut. Und über einige Dinge haben wir eher sehr geschmunzelt als uns geärgert. Wie zum Beispiel die Duschen in kommunalen Hafen von Pavilosta, in denen das Licht nicht ging und man nur warm duschen konnte, wenn im Vorraum der Wasserhahn vom Waschbecken ebenfalls kurz aufgedreht wurde. Wir haben zum Glück jemanden getroffen, der uns den kleinen Hinweis auch verraten hat.

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Tallinn: es bleibt lange hell

Wir sind im Mai sehr schnell vorangekommen. Uns tut es fast Leid, dass wir nicht mehr Zeit hatten. Ruhnu, Kihnu, Riga und einige weitere schöne Orte haben wir ausgelassen. Hoffentlich finden wir irgendwann nochmal die Zeit wieder zu kommen. Am liebsten natürlich auf eigenem Kiel statt mit Charteryacht.

Tschüss Tallinn, hej Helsinki

Von Tallinn aus konnten wir Helsinki bei Ostwind gerade so anlegen. Somit kamen wir tatsächlich ohne ein einziges Mal zu kreuzen über den finnischen Meerbusen. Das Baltikum liegt hinter uns, wir sind in Skandinavien angekommen.

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Helsinki: Kreuzfahrer

Die Ansteuerung von Helsinki hat uns einen ersten Vorgeschmack auf die Schärengewässer gegeben. Zwischen diversen Steinen, Untiefen, Inseln und Inselchen haben wir anhand von Kardinalszeichen navigiert. Die Zeit der rot-grünen Betonnung ist jetzt erstmal vorbei, stattdessen wird nach Untiefentonnen und Himmelsrichtungen gefahren.

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Helsinki: zentraler Hafen mit Traditionsschiffen

Im Hafen haben wir Andi und Moni von der Barbie getroffen. Nachdem wir uns in Barhöft um einen Tag und in Tallinn um wenige Stunden verpasst haben, hat es in Helsinki endlich geklappt. Wir hatten gerade angelegt und klar Schiff gemacht, als Moni und Andi von ihrer Radtour durch die Stadt zurück gekommen sind. Spontan haben wir das Anlegerbier auf das Cockpit der Barbie verlegt. Gegrillt haben wir dann gemeinsam an Bord der Asgard. Es wurde ein langer, aber sehr schöner Abend.

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Helsinki: Radtour

Am nächsten Tag stand die Erkundung von Helsinki an. Wir hatten uns beim Yachtclub Räder geliehen und sind kreuz und quer durch die Stadt gedüst. Bezüglich Helsinki war unser Eindruck recht zwiegespalten.

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Helsinki: Boote im Wasser…

Vieles hat uns gut gefallen. An jeder Ecke liegen Boote. Überall ist Wasser. Wir haben uns gefragt, ob die Stadt mehr Boote oder mehr Autos pro Einwohner hat. Es ist alles sehr sauber und die Stimmung umgänglich. Man nimmt gegenseitig viel Rücksicht aufeinander. Der schlichte skandinavische Stil ist gerade bei den moderneren Bauten beeindruckend umgesetzt.

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Helsinki: Balanceakt

Was uns irritiert hat, war die Menge an Menschen an einem Mittwoch in der Stadt. Da die Banken geöffnet hatten, dürfte es eigentlich kein Feiertag gewesen sein. Die Stadt wirkte schon überfüllt nur mit den Kreuzfahrern. Dazu waren aber noch viele weitere Menschen unterwegs. Die Häuser sind sehr hoch und somit wirken die Straßen deutlich beengt. Es gibt generell viele hohe Häuser im Zentrum. Der Yachthafen liegt wieder zentral, aber auch direkt neben einer viel befahrenen Straße. Immerhin ist es nachts ruhig.

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Helsinki: hohe Fassaden

Wir hatten allerdings auch deutlich größere Erwartungen an Helsinki als an Tallinn. Wir können nicht einmal genau sagen warum. Aber Helsinki hat uns nicht ganz so sehr beeindruckt wie zum Beispiel Tallinn. Vielleicht kamen die zwei Städte auch einfach zu kurz hintereinander.

Fotoimpressionen aus Tallinn

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Tallinn: Wehrtürme

Tallinn hat uns sehr gut gefallen. Wir sind spontan einen Tag länger geblieben als geplant. Da der Hafen sehr zentral liegt, war der Weg in die Altstadt kurz. Und die Altstadt hat es uns wirklich angetan. Mittelalterliche Wehrgänge und -türme, kleinste Gassen, Relikte aus der Hansezeit, tolle Aussichtspunkte mit Blick über die Stadt bis zum Meer und moderne Architektur integriert in das bestehende Stadtbild haben wir gefunden. Die Gebäude waren im unterschiedlich gut erhaltenem Zustand. Das hat die Stadt sehr lebendig wirken lassen. Wir konnten uns gar nicht satt sehen.

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Tallinn: Kreuzfahrermassen

Bereits im Hafen hatten wir sehr viele Kreuzfahrtschiffe gesehen. Die Kreuzfahrer fanden sich auch in der Stadt wieder. Insgesamt haben sich die Massen aber gut verteilt, sodass es auf uns keinen überlaufenen Eindruck gemacht hat. Außerdem war der Hafen somit ganz auf die Bedürfnisse von Seefahrern eingestellt und hatte in nächster Nähe mehrere gut sortierte Supermärkte. Insbesondere für die Nachbarn aus Finnland gab es ein entsprechend großes Angebot an alkoholhaltigen Getränken.

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Tallinn: zwei zufrieden

Tallinn war ein sehr würdige letzte Station im Baltikum. Wir haben unsere Zeit dort sehr genossen und kommen gerne wieder.

Die Leichtwindtage sind vorbei

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Krängung

Der Wind hat uns inzwischen wieder gefunden. In geballter Kraft – die letzten Tage war eindeutig ausreichend Wind zum Vorwärtskommen. Nur an der Richtung könnte noch gearbeitet werden. Selber Steuern ist wieder angesagt.

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Koiguste: nach dem Anstrich sieht das Reitgewicht aus wie aus Plastik

In Koiguste sind wir zwei Nächte geblieben. In Ruhe haben wir uns um unser Boot gekümmert. Poliert, Anker in Betrieb genommen, Ankerleine mit Takelingen markiert, Reitgewicht lackiert – kurz wir waren fleißig. Am zweiten Abend kamen noch 2 Yachten. Beide legten sich vor Anker. Die Seasick Luzie hatten wir bereits in Kuressaare getroffen. Leider hat es zum abendlichen Bier im Cockpit in Kuressaare nicht mehr gereicht. Das wollten wir Koiguste nachholen. Natha und Timo pumpten auch kurz nach dem Anker setzen eifrig ihr Dinghi auf. Aber irgendwie kamen und kamen sie nicht zu uns rüber. Wir waren schon leicht irritiert, als das Telefon bimmelte. SMS – sie können ihre Paddel nicht finden, suchen schon seit 1,5 Stunden. Ende vom Lied – manchmal ist einfach der Wurm drin und es soll nicht sein. Aber die Ostsee ist noch groß, vielleicht klappt es ja woanders!

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Koiguste: Henning näht Taklinge

Von Koiguste sind wir nach Kuivastu gesegelt. Auf dem Weg haben wir bei einem Kontrollblick aufs AIS gesehen, dass sich die andere der beiden Yachten auf einer Untiefe befindet und keine Fahrt macht. Während wir diskutierten ob, und wenn ja, was wir tun sollen, hörten wir Tallinn Rescue Radio auf dem Funkkanal 16 nach der Yacht rufen. Anscheinend war auch Tallinn Rescue Radio das seltsame Verhalten aufgefallen und die fragten einfach mal nach, ob alles in Ordnung sei. Die Yacht hatte sich tatsächlich festgefahren. Zunächst versuchte sie selbstständig freizukommen, aber 20min später bat sie dann doch um Schlepphilfe. Kurz bevor das Rettungsboot da war, kam sie aber noch aus eigener Kraft frei.

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Kuivastu: Fährenanleger direkt nebenan

Nach Einsamkeit, Ruhe und Natur pur in Koiguste, war Kuivastu eher ein Schock. Dort landet alle 30min eine Fähre zur Überfahrt nach Virtsu an. Die LKWs warten teilweise mit laufendem Motor und der Yachthafen ist direkt neben der Anlegestelle für die Fähre. Mit der Ruhe war es da nicht weit her. Abgesehen davon war dort in fußläufiger Distanz trotzdem nichts los. Wir wollten gerade ins Bett gehen, da legte die Segelyacht Hanan neben uns an. Wir hatten die Leinen angenommen und Eigner Uwe, ebenfalls auf Ostseerunde, lud uns auf ein Bier an Bord ein. Aus einem wurden mehrere und aus dem zu frühen Zubettgehen wurde nichts.

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Kuivastu: das Hafenbecken ist immerhin geschützt

In Kuivastu hielt uns nichts. Also ging es am nächsten Morgen weiter. Bei perfektem Wind setzten wir die Segel in Schmetterlingsformation. Obwohl teilweise in Böen bis zu 20kn Wind waren, konnten wir durch den Vorwindkurs unter Vollzeug laufen und kamen entsprechend gut gelaunt gegen Abend in Dirhami an.

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Autopilot steuert

Am nächsten Tag war das Verwöhnprogramm vorbei. Es ging genau gegenan. Und auf einem Amwindkurs verlangen schon 16kn Wind bei unserer Asgard definitiv nach einem Reff. Wir haben beim Segelsetzen das Groß direkt im ersten Reff gelassen und kurz danach das zweite Reff eingebunden. Die Genua haben wir auch stückweise verkleinert. Im Laufe des Tages frischte der Wind immer weiter auf. Zum Ende hin hatten wir das Groß komplett herunter genommen und die Genua zu einem schmalen Handtuch weggerollt. Mit so wenig Fläche steht sie wirklich bescheiden. Vernünftig Kreuzen geht dann nicht mehr. Mehr Fläche geht aber auch nicht, weil die Asgard dann einfach extrem viel Krängung macht.

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Rettungsweste, angeleint und gesichert

Irgendwann haben wir deshalb den Motor zu Hilfe genommen, damit wir überhaupt noch ankommen. Morgens im Hafen hatten wir noch mit Tallinn geliebäugelt, draußen auf See wurde uns schnell klar, dass das heute nichts wird. Lohusalu war somit das Ziel der Wahl. Für niedliche 28sm direkte Strecke von Dirhami nach Lohusalu haben wir gute 11 Stunden – ohne Mittagspause – und 65sm durchs Wasser gebraucht. Dabei haben wir einen Kaffeebecher zerstört und Kaffee im kompletten Salon verteilt.

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Lohusalu: idyllische Bucht neben dem Hafen

Von Lohusalu ging es dann extrem früh unter Motor weiter nach Tallinn. Der Wind kam wieder genau von vorne und nach der Erfahrung von gestern wollten wir auf das Gekreuze auf dem schmalen Strich zwischen Land und Fähren-Autobahn verzichten.

Leichtwindtage

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Seit ein paar Tagen haben wir überwiegend Leichtwind. Meistens kommt er auch noch aus der falschen Richtung. Kreuzen gegen viel Wind ist anstrengend und teilweise etwas einschüchternd – das haben wir auf unserem Schlag nach Kolberg gelernt. Kreuzen gegen Leichtwind ist hingegen zermürbend und ein ziemliches Geduldspiel. Verlieren wir die Nerven, wird der Motor angeworfen. Am Wind Kurse bei Leichtwind haben zudem den Nachteil, dass wir unser Leichtwindsegel, den Gennaker, nicht setzen können. Der ist nur für Raumschotskurse geeignet.

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Ab Liepaja ist die Hafendichte wieder etwas gestiegen. Jetzt sind auch wieder kleinere Etappen möglich. Somit konnten wir die 30 sm nach Pavilosta trotz wenig Wind komplett segeln. Nach den ganzen größeren Industriehäfen im Baltikum und Polen war Pavilosta seit Usedom wieder der erste kleinere Hafen, der aufgrund seiner Größe einen gewissen Charme versprüht. Dazu gab es wie in vielen polnischen und baltischen Häfen einen sehr schönen Strand. Leider haben wir den Hafenmeister, der auf der Ostseeumsegelung von Frederike und Hinnerk letztes Jahr so nett vorgestellt wurde, nicht persönlich angetroffen.

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Am nächsten Tag war wenig Wind und auch noch aus der falschen Richtung. Da die Aussichten auch in den folgenden Tagen wenig Wind versprachen, haben wir unser Vorsegel wieder auf die Genua gewechselt. Eine gute Entscheidung. Die Etappe nach Ventspils ist ebenfalls ca. 30 sm lang. So konnten wir die Strecke komplett segeln und sind sogar recht gut voran gekommen. Kurz nachdem wir aus dem Hafen Richtung Ventspils ausgelaufen sind, zog Nebel auf und wir waren froh AIS zu haben. Glücklicherweise waren wir nicht auf einer der Hauptschifffahrtsrouten.

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Ventspils war auch der erste Hafen seit Barhöft, wo wir mit einer Heckboje festmachen mussten. Allerdings scheinen die Bojen eher für größere Schiffe ausgelegt zu sein. Wir mussten unsere 30m, auf Slip gelegte Leine deutlich verlängern. Zudem gibt es für kleinere Schiffe auch keinen geringeren Preis, wie es sonst üblich ist. Der Hafen von Ventspils zeigt (langsam verfallenden) Ostblockcharme. Auf seine eigene Art ist aber auch das wieder sehr interessant. Wir hätten nicht gedacht, dass Beton so sehr zer-, bzw. verfallen kann.

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Von Ventspils aus stand eine mit 80sm relativ lange Passage an, da wir nach Estland auf die Insel Saaremaa in den Ort Kuressaare übersetzen wollten. Zu Beginn herrschte mal wieder Leichtwind. Nach einer Flautenpause am Mittag zog aber nach Tagen endlich mal wieder richtig Wind auf und wir konnten in Rauschefahrt unserem Ziel entgegensegeln.

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Trotz ungünstiger Windrichtung konnten wir bis auf die kurze Flautenphase über Mittag die komplette Strecke unter Segeln zurücklegen. Wir haben allerdings auch bereits vor 7 Uhr morgens abgelegt und sind erst um kurz nach 21 Uhr am Ziel angekommen. Kuressaare ist eine nette Kleinstadt mit einem großen Yachthafen. Zu dieser Jahreszeit liegen dort allerdings erst wenige Boote.

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Nach einer kurzen Stadtbesichtigung von Kuressare und Verproviantierung ging es gegen Mittag weiter Richtung Koiguste. 30 Minuten nach dem Ablegen ist der zunächst gute Wind leider komplett eingeschlafen. Die restliche Strecke sind wir dann komplett motort. Unklar war, ob der „Hafen“ (bzw. Steg) überhaupt noch existiert und wir mit unserem Tiefgang einlaufen können. Unsere unterschiedlich alten Quellen haben diesbezüglich widersprüchliche Angaben gemacht. Von top ausgerüsteter Schwimmsteg mit Heckbojen, halb versenkter Schwimmsteg unter Wasser bis Wassertiefe in der Einfahrt von 40cm war alles dabei.

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Am Ende gab es den Hafen wirklich, auch wenn er einen zum Teil recht verlassenen Eindruck machte. Es ist tatsächlich nur ein kleiner, etwas abenteuerlicher Schwimmsteg ohne Heckbojen.

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Dafür gibt es sanitäre Anlagen und sogar eine Sauna, aber das angekündigte WLan haben wir nicht gefunden. Kurz nach dem Anlegen war plötzlich der Wind wieder da. Wir waren das einzige Boot in der Bucht, so dass es fast schon wie ankern ist.

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Der erste Vorgeschmack auf Skandinavien – inklusive erster Mücken! Bei sommerlichen Temperaturen haben wir Burger im Heckkorbgrill gegrillt und den Sonnenuntergang vom Cockpit aus beobachtet, während wir diese Zeilen schreiben.

In Lettland angekommen

Um von Polen nach Litauen zu kommen muss die russische Enklave um Kaliningrad im Mindestabstand von 12sm umrundet werden. Es sei denn man hat ein russisches Visum. Das hatten wir nicht. Also ging es in einer Nachtfahrt von Danzig nach Klaipeda. Eine Nachtfahrt deshalb, weil die Strecke für eine Tagesetappe mit unserem Boot zu weit ist. Von Klaipeda aus sind wir dann weiter nach Lettland. In 3 Tagen haben wir in 3 Ländern angelegt.

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Danzig: Zwei Dreimaster passieren uns beim Auslaufen

Die Nachtfahrt von Danzig nach Klaipeda war spannend. Immerhin konnten wir die komplette Strecke unter Autopilot laufen. Und das Wetter, der Wind und der Seegang waren einigermaßen ruhig. Nur zu Beginn hatten wir deutlich Krängung. Gegen Mittag liefen wir aus dem Danziger Hafen aus. In der Danziger Bucht kam der Wind statt aus angesagten Südwest aus Nordost, also genau gegenan. Außerhalb der Danziger Bucht drehte er dann aber langsam in die richtige Richtung. Wir haben zum ersten Mal auf See gekocht. Bei ordentlich Schräglage wurde Salat geschnippelt und Würstchen in der Pfanne gebraten.

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Schiffsverkehr bei Sonnenuntergang

Henning übernahm um 19 Uhr die erste Wache. Ziemlich zu Beginn wurde er von einem Fischer angefunkt – AIS sei Dank auch direkt mit Schiffsnamen – und zur deutlichen Kursänderung aufgefordert um mit den ausgelegtem Fischernetzen nicht ins Gehege zu kommen. Etwas schwierig gestaltete sich die Kommunikation, weil Henning mit der Bezeichnung „Reitbort“ nichts anfangen konnte. Nach mehrmaligen Hin- und Herfunken schaltete sich ein anderer Fischer dazu und übersetze „Reitbort“ mit „starboard site“ (=Steuerbord). Es war in der Zeit noch viel Berufsschiffahrt unterwegs, die gefühlt völlig willkürliche Kursänderungen vornahmen. Gerade im Dunkeln sind die Fahnen von ausgelegten Fischernetzen und -reusen schwer auszumachen. Somit hatte Henning eine sehr spannende erste Wache. Bis 1 Uhr nachts hat er Janne schlafen lassen. Dann war kurz vor der polnisch-russischen Grenze der erste Wachwechsel angesagt.

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Segeln in den Sonnenaufgang

Jannes Wache war im Vergleich komplett unspektakulär. Keine einzige Fischernetzfahne mehr und bis auf einen Kreuzfahrer keine anderen Schiffe in Sicht. Die AIDA ist mit Tannenbaumbeleuchtung vorbeigefahren, der Mond unter- und die Sonne aufgegangen. Der Autopilot hat gesteuert. Zwischenzeitlich wurde der vorletzte Wegpunkt erreicht und sie konnte den Kurs um 10° ändern und den finalen Wegpunkt vor Klaipeda anlegen. Dazu hatten wir die 800ste sm auf unserem Törn erreicht. Um 7 Uhr war dann Wachübergabe an Henning.

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Spiegelglatte Ostsee vor uns…

Der Wind war inzwischen fast komplett eingeschlafen, die Ostsee nahezu spiegelglatt. Die voraussichtliche Ankunftszeit für Klaipeda war unter Segeln auf 22 Uhr gestiegen. Henning warf nach kurzer Zeit den Motor an. Unter Motor ging es dann bis Klaipeda, dort kamen wir gegen halb 6 am Abend an. Eine Brücke mit stündlichen Öffnungen verwehrte uns die Einfahrt in den Yachthafen. Somit hieß es erst kurz nach 18 Uhr final anlegen, Grillen, mit den Nachbarliegern von der Dar Melica ein Bier im Cockpit trinken und in die Koje fallen.

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…spiegelglatte Ostsee hinter uns

Die Stadt Klaipeda haben wir uns am nächsten Tag nur ganz kurz angeschaut. Pünktlich zur stündlichen Brückenöffnung um 9 ging es aus dem Yachthafen hinaus und Richtung Liepaja. Kurz nach Verlassen der Hafenanlagen von Klaipeda wurde auf Kanal 16 im Funk immer wieder vor Unterwasserexplosionen gewarnt. Die Position der Sprengung verlas der Sprecher immer so schnell und nuschelig, dass Janne mit dem Schreiben kaum hinterherkam. Immerhin hatten nicht nur wir Probleme, die Position zu verstehen. Auch ein anderes Militärschiff fragte mehrmals nach, sodass sich recht lustige Funkkonversationen ergaben. Weniger witzig war dann die eine Detonation, die anscheinend nah genug war, dass wir sie bei uns auf dem Schiff sogar hören konnten. Danach war dann aber auch erstmal gut mit Explosionen und nicht verständlichen Positionen. Militärübung vorerst pausiert. Viel Segeln war an diesem Tag nicht. Aufgrund wenig Wind und fehlenden Ausweichhäfen, hatten wir auch bei gesetzten Segeln den Motor zur Unterstützung bis abends in Liepaja mitlaufen um die ca 60sm am Tag zu schaffen.

Schnappschüsse aus Danzig

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Danzig bei Nacht

In Danzig ging ein Tag fast komplett für die Wassertankreparatur drauf. Wir hatten Wasser in der Bilge stehen, bei Krängung scheint der Tank durch den Deckel zu lecken. Also alles trocken legen und Wasser abpumpen. Wir haben die Dichtung im Deckel erneuert und er scheint dicht zu halten. Ansonsten hängen endlich unser Barometer und unsere Uhr. Und nachdem Henning ein Kabel umgeklemmt hat, zeigt der Batteriemonitor jetzt auch unter Landstrom die richtige Batteriekapazität und den Ladestrom an. Wir hatten bisher einfach zu gutes Wetter für diese Dinge.

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Danziger Yachthafen mitten in der Stadt

Am zweiten Tag in Danzig war das Wetter etwas besser. Nach dem Verproviantieren haben wir uns die Stadt angeschaut. Hier ein paar Schnappschüsse und Eindrücke.