Fotoimpressionen aus Tallinn

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Tallinn: Wehrtürme

Tallinn hat uns sehr gut gefallen. Wir sind spontan einen Tag länger geblieben als geplant. Da der Hafen sehr zentral liegt, war der Weg in die Altstadt kurz. Und die Altstadt hat es uns wirklich angetan. Mittelalterliche Wehrgänge und -türme, kleinste Gassen, Relikte aus der Hansezeit, tolle Aussichtspunkte mit Blick über die Stadt bis zum Meer und moderne Architektur integriert in das bestehende Stadtbild haben wir gefunden. Die Gebäude waren im unterschiedlich gut erhaltenem Zustand. Das hat die Stadt sehr lebendig wirken lassen. Wir konnten uns gar nicht satt sehen.

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Tallinn: Kreuzfahrermassen

Bereits im Hafen hatten wir sehr viele Kreuzfahrtschiffe gesehen. Die Kreuzfahrer fanden sich auch in der Stadt wieder. Insgesamt haben sich die Massen aber gut verteilt, sodass es auf uns keinen überlaufenen Eindruck gemacht hat. Außerdem war der Hafen somit ganz auf die Bedürfnisse von Seefahrern eingestellt und hatte in nächster Nähe mehrere gut sortierte Supermärkte. Insbesondere für die Nachbarn aus Finnland gab es ein entsprechend großes Angebot an alkoholhaltigen Getränken.

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Tallinn: zwei zufrieden

Tallinn war ein sehr würdige letzte Station im Baltikum. Wir haben unsere Zeit dort sehr genossen und kommen gerne wieder.

Die Leichtwindtage sind vorbei

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Krängung

Der Wind hat uns inzwischen wieder gefunden. In geballter Kraft – die letzten Tage war eindeutig ausreichend Wind zum Vorwärtskommen. Nur an der Richtung könnte noch gearbeitet werden. Selber Steuern ist wieder angesagt.

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Koiguste: nach dem Anstrich sieht das Reitgewicht aus wie aus Plastik

In Koiguste sind wir zwei Nächte geblieben. In Ruhe haben wir uns um unser Boot gekümmert. Poliert, Anker in Betrieb genommen, Ankerleine mit Takelingen markiert, Reitgewicht lackiert – kurz wir waren fleißig. Am zweiten Abend kamen noch 2 Yachten. Beide legten sich vor Anker. Die Seasick Luzie hatten wir bereits in Kuressaare getroffen. Leider hat es zum abendlichen Bier im Cockpit in Kuressaare nicht mehr gereicht. Das wollten wir Koiguste nachholen. Natha und Timo pumpten auch kurz nach dem Anker setzen eifrig ihr Dinghi auf. Aber irgendwie kamen und kamen sie nicht zu uns rüber. Wir waren schon leicht irritiert, als das Telefon bimmelte. SMS – sie können ihre Paddel nicht finden, suchen schon seit 1,5 Stunden. Ende vom Lied – manchmal ist einfach der Wurm drin und es soll nicht sein. Aber die Ostsee ist noch groß, vielleicht klappt es ja woanders!

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Koiguste: Henning näht Taklinge

Von Koiguste sind wir nach Kuivastu gesegelt. Auf dem Weg haben wir bei einem Kontrollblick aufs AIS gesehen, dass sich die andere der beiden Yachten auf einer Untiefe befindet und keine Fahrt macht. Während wir diskutierten ob, und wenn ja, was wir tun sollen, hörten wir Tallinn Rescue Radio auf dem Funkkanal 16 nach der Yacht rufen. Anscheinend war auch Tallinn Rescue Radio das seltsame Verhalten aufgefallen und die fragten einfach mal nach, ob alles in Ordnung sei. Die Yacht hatte sich tatsächlich festgefahren. Zunächst versuchte sie selbstständig freizukommen, aber 20min später bat sie dann doch um Schlepphilfe. Kurz bevor das Rettungsboot da war, kam sie aber noch aus eigener Kraft frei.

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Kuivastu: Fährenanleger direkt nebenan

Nach Einsamkeit, Ruhe und Natur pur in Koiguste, war Kuivastu eher ein Schock. Dort landet alle 30min eine Fähre zur Überfahrt nach Virtsu an. Die LKWs warten teilweise mit laufendem Motor und der Yachthafen ist direkt neben der Anlegestelle für die Fähre. Mit der Ruhe war es da nicht weit her. Abgesehen davon war dort in fußläufiger Distanz trotzdem nichts los. Wir wollten gerade ins Bett gehen, da legte die Segelyacht Hanan neben uns an. Wir hatten die Leinen angenommen und Eigner Uwe, ebenfalls auf Ostseerunde, lud uns auf ein Bier an Bord ein. Aus einem wurden mehrere und aus dem zu frühen Zubettgehen wurde nichts.

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Kuivastu: das Hafenbecken ist immerhin geschützt

In Kuivastu hielt uns nichts. Also ging es am nächsten Morgen weiter. Bei perfektem Wind setzten wir die Segel in Schmetterlingsformation. Obwohl teilweise in Böen bis zu 20kn Wind waren, konnten wir durch den Vorwindkurs unter Vollzeug laufen und kamen entsprechend gut gelaunt gegen Abend in Dirhami an.

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Autopilot steuert

Am nächsten Tag war das Verwöhnprogramm vorbei. Es ging genau gegenan. Und auf einem Amwindkurs verlangen schon 16kn Wind bei unserer Asgard definitiv nach einem Reff. Wir haben beim Segelsetzen das Groß direkt im ersten Reff gelassen und kurz danach das zweite Reff eingebunden. Die Genua haben wir auch stückweise verkleinert. Im Laufe des Tages frischte der Wind immer weiter auf. Zum Ende hin hatten wir das Groß komplett herunter genommen und die Genua zu einem schmalen Handtuch weggerollt. Mit so wenig Fläche steht sie wirklich bescheiden. Vernünftig Kreuzen geht dann nicht mehr. Mehr Fläche geht aber auch nicht, weil die Asgard dann einfach extrem viel Krängung macht.

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Rettungsweste, angeleint und gesichert

Irgendwann haben wir deshalb den Motor zu Hilfe genommen, damit wir überhaupt noch ankommen. Morgens im Hafen hatten wir noch mit Tallinn geliebäugelt, draußen auf See wurde uns schnell klar, dass das heute nichts wird. Lohusalu war somit das Ziel der Wahl. Für niedliche 28sm direkte Strecke von Dirhami nach Lohusalu haben wir gute 11 Stunden – ohne Mittagspause – und 65sm durchs Wasser gebraucht. Dabei haben wir einen Kaffeebecher zerstört und Kaffee im kompletten Salon verteilt.

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Lohusalu: idyllische Bucht neben dem Hafen

Von Lohusalu ging es dann extrem früh unter Motor weiter nach Tallinn. Der Wind kam wieder genau von vorne und nach der Erfahrung von gestern wollten wir auf das Gekreuze auf dem schmalen Strich zwischen Land und Fähren-Autobahn verzichten.

Leichtwindtage

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Seit ein paar Tagen haben wir überwiegend Leichtwind. Meistens kommt er auch noch aus der falschen Richtung. Kreuzen gegen viel Wind ist anstrengend und teilweise etwas einschüchternd – das haben wir auf unserem Schlag nach Kolberg gelernt. Kreuzen gegen Leichtwind ist hingegen zermürbend und ein ziemliches Geduldspiel. Verlieren wir die Nerven, wird der Motor angeworfen. Am Wind Kurse bei Leichtwind haben zudem den Nachteil, dass wir unser Leichtwindsegel, den Gennaker, nicht setzen können. Der ist nur für Raumschotskurse geeignet.

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Ab Liepaja ist die Hafendichte wieder etwas gestiegen. Jetzt sind auch wieder kleinere Etappen möglich. Somit konnten wir die 30 sm nach Pavilosta trotz wenig Wind komplett segeln. Nach den ganzen größeren Industriehäfen im Baltikum und Polen war Pavilosta seit Usedom wieder der erste kleinere Hafen, der aufgrund seiner Größe einen gewissen Charme versprüht. Dazu gab es wie in vielen polnischen und baltischen Häfen einen sehr schönen Strand. Leider haben wir den Hafenmeister, der auf der Ostseeumsegelung von Frederike und Hinnerk letztes Jahr so nett vorgestellt wurde, nicht persönlich angetroffen.

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Am nächsten Tag war wenig Wind und auch noch aus der falschen Richtung. Da die Aussichten auch in den folgenden Tagen wenig Wind versprachen, haben wir unser Vorsegel wieder auf die Genua gewechselt. Eine gute Entscheidung. Die Etappe nach Ventspils ist ebenfalls ca. 30 sm lang. So konnten wir die Strecke komplett segeln und sind sogar recht gut voran gekommen. Kurz nachdem wir aus dem Hafen Richtung Ventspils ausgelaufen sind, zog Nebel auf und wir waren froh AIS zu haben. Glücklicherweise waren wir nicht auf einer der Hauptschifffahrtsrouten.

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Ventspils war auch der erste Hafen seit Barhöft, wo wir mit einer Heckboje festmachen mussten. Allerdings scheinen die Bojen eher für größere Schiffe ausgelegt zu sein. Wir mussten unsere 30m, auf Slip gelegte Leine deutlich verlängern. Zudem gibt es für kleinere Schiffe auch keinen geringeren Preis, wie es sonst üblich ist. Der Hafen von Ventspils zeigt (langsam verfallenden) Ostblockcharme. Auf seine eigene Art ist aber auch das wieder sehr interessant. Wir hätten nicht gedacht, dass Beton so sehr zer-, bzw. verfallen kann.

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Von Ventspils aus stand eine mit 80sm relativ lange Passage an, da wir nach Estland auf die Insel Saaremaa in den Ort Kuressaare übersetzen wollten. Zu Beginn herrschte mal wieder Leichtwind. Nach einer Flautenpause am Mittag zog aber nach Tagen endlich mal wieder richtig Wind auf und wir konnten in Rauschefahrt unserem Ziel entgegensegeln.

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Trotz ungünstiger Windrichtung konnten wir bis auf die kurze Flautenphase über Mittag die komplette Strecke unter Segeln zurücklegen. Wir haben allerdings auch bereits vor 7 Uhr morgens abgelegt und sind erst um kurz nach 21 Uhr am Ziel angekommen. Kuressaare ist eine nette Kleinstadt mit einem großen Yachthafen. Zu dieser Jahreszeit liegen dort allerdings erst wenige Boote.

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Nach einer kurzen Stadtbesichtigung von Kuressare und Verproviantierung ging es gegen Mittag weiter Richtung Koiguste. 30 Minuten nach dem Ablegen ist der zunächst gute Wind leider komplett eingeschlafen. Die restliche Strecke sind wir dann komplett motort. Unklar war, ob der „Hafen“ (bzw. Steg) überhaupt noch existiert und wir mit unserem Tiefgang einlaufen können. Unsere unterschiedlich alten Quellen haben diesbezüglich widersprüchliche Angaben gemacht. Von top ausgerüsteter Schwimmsteg mit Heckbojen, halb versenkter Schwimmsteg unter Wasser bis Wassertiefe in der Einfahrt von 40cm war alles dabei.

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Am Ende gab es den Hafen wirklich, auch wenn er einen zum Teil recht verlassenen Eindruck machte. Es ist tatsächlich nur ein kleiner, etwas abenteuerlicher Schwimmsteg ohne Heckbojen.

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Dafür gibt es sanitäre Anlagen und sogar eine Sauna, aber das angekündigte WLan haben wir nicht gefunden. Kurz nach dem Anlegen war plötzlich der Wind wieder da. Wir waren das einzige Boot in der Bucht, so dass es fast schon wie ankern ist.

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Der erste Vorgeschmack auf Skandinavien – inklusive erster Mücken! Bei sommerlichen Temperaturen haben wir Burger im Heckkorbgrill gegrillt und den Sonnenuntergang vom Cockpit aus beobachtet, während wir diese Zeilen schreiben.

In Lettland angekommen

Um von Polen nach Litauen zu kommen muss die russische Enklave um Kaliningrad im Mindestabstand von 12sm umrundet werden. Es sei denn man hat ein russisches Visum. Das hatten wir nicht. Also ging es in einer Nachtfahrt von Danzig nach Klaipeda. Eine Nachtfahrt deshalb, weil die Strecke für eine Tagesetappe mit unserem Boot zu weit ist. Von Klaipeda aus sind wir dann weiter nach Lettland. In 3 Tagen haben wir in 3 Ländern angelegt.

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Danzig: Zwei Dreimaster passieren uns beim Auslaufen

Die Nachtfahrt von Danzig nach Klaipeda war spannend. Immerhin konnten wir die komplette Strecke unter Autopilot laufen. Und das Wetter, der Wind und der Seegang waren einigermaßen ruhig. Nur zu Beginn hatten wir deutlich Krängung. Gegen Mittag liefen wir aus dem Danziger Hafen aus. In der Danziger Bucht kam der Wind statt aus angesagten Südwest aus Nordost, also genau gegenan. Außerhalb der Danziger Bucht drehte er dann aber langsam in die richtige Richtung. Wir haben zum ersten Mal auf See gekocht. Bei ordentlich Schräglage wurde Salat geschnippelt und Würstchen in der Pfanne gebraten.

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Schiffsverkehr bei Sonnenuntergang

Henning übernahm um 19 Uhr die erste Wache. Ziemlich zu Beginn wurde er von einem Fischer angefunkt – AIS sei Dank auch direkt mit Schiffsnamen – und zur deutlichen Kursänderung aufgefordert um mit den ausgelegtem Fischernetzen nicht ins Gehege zu kommen. Etwas schwierig gestaltete sich die Kommunikation, weil Henning mit der Bezeichnung „Reitbort“ nichts anfangen konnte. Nach mehrmaligen Hin- und Herfunken schaltete sich ein anderer Fischer dazu und übersetze „Reitbort“ mit „starboard site“ (=Steuerbord). Es war in der Zeit noch viel Berufsschiffahrt unterwegs, die gefühlt völlig willkürliche Kursänderungen vornahmen. Gerade im Dunkeln sind die Fahnen von ausgelegten Fischernetzen und -reusen schwer auszumachen. Somit hatte Henning eine sehr spannende erste Wache. Bis 1 Uhr nachts hat er Janne schlafen lassen. Dann war kurz vor der polnisch-russischen Grenze der erste Wachwechsel angesagt.

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Segeln in den Sonnenaufgang

Jannes Wache war im Vergleich komplett unspektakulär. Keine einzige Fischernetzfahne mehr und bis auf einen Kreuzfahrer keine anderen Schiffe in Sicht. Die AIDA ist mit Tannenbaumbeleuchtung vorbeigefahren, der Mond unter- und die Sonne aufgegangen. Der Autopilot hat gesteuert. Zwischenzeitlich wurde der vorletzte Wegpunkt erreicht und sie konnte den Kurs um 10° ändern und den finalen Wegpunkt vor Klaipeda anlegen. Dazu hatten wir die 800ste sm auf unserem Törn erreicht. Um 7 Uhr war dann Wachübergabe an Henning.

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Spiegelglatte Ostsee vor uns…

Der Wind war inzwischen fast komplett eingeschlafen, die Ostsee nahezu spiegelglatt. Die voraussichtliche Ankunftszeit für Klaipeda war unter Segeln auf 22 Uhr gestiegen. Henning warf nach kurzer Zeit den Motor an. Unter Motor ging es dann bis Klaipeda, dort kamen wir gegen halb 6 am Abend an. Eine Brücke mit stündlichen Öffnungen verwehrte uns die Einfahrt in den Yachthafen. Somit hieß es erst kurz nach 18 Uhr final anlegen, Grillen, mit den Nachbarliegern von der Dar Melica ein Bier im Cockpit trinken und in die Koje fallen.

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…spiegelglatte Ostsee hinter uns

Die Stadt Klaipeda haben wir uns am nächsten Tag nur ganz kurz angeschaut. Pünktlich zur stündlichen Brückenöffnung um 9 ging es aus dem Yachthafen hinaus und Richtung Liepaja. Kurz nach Verlassen der Hafenanlagen von Klaipeda wurde auf Kanal 16 im Funk immer wieder vor Unterwasserexplosionen gewarnt. Die Position der Sprengung verlas der Sprecher immer so schnell und nuschelig, dass Janne mit dem Schreiben kaum hinterherkam. Immerhin hatten nicht nur wir Probleme, die Position zu verstehen. Auch ein anderes Militärschiff fragte mehrmals nach, sodass sich recht lustige Funkkonversationen ergaben. Weniger witzig war dann die eine Detonation, die anscheinend nah genug war, dass wir sie bei uns auf dem Schiff sogar hören konnten. Danach war dann aber auch erstmal gut mit Explosionen und nicht verständlichen Positionen. Militärübung vorerst pausiert. Viel Segeln war an diesem Tag nicht. Aufgrund wenig Wind und fehlenden Ausweichhäfen, hatten wir auch bei gesetzten Segeln den Motor zur Unterstützung bis abends in Liepaja mitlaufen um die ca 60sm am Tag zu schaffen.

Schnappschüsse aus Danzig

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Danzig bei Nacht

In Danzig ging ein Tag fast komplett für die Wassertankreparatur drauf. Wir hatten Wasser in der Bilge stehen, bei Krängung scheint der Tank durch den Deckel zu lecken. Also alles trocken legen und Wasser abpumpen. Wir haben die Dichtung im Deckel erneuert und er scheint dicht zu halten. Ansonsten hängen endlich unser Barometer und unsere Uhr. Und nachdem Henning ein Kabel umgeklemmt hat, zeigt der Batteriemonitor jetzt auch unter Landstrom die richtige Batteriekapazität und den Ladestrom an. Wir hatten bisher einfach zu gutes Wetter für diese Dinge.

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Danziger Yachthafen mitten in der Stadt

Am zweiten Tag in Danzig war das Wetter etwas besser. Nach dem Verproviantieren haben wir uns die Stadt angeschaut. Hier ein paar Schnappschüsse und Eindrücke.

In Polen unterwegs

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Gerade prasselt der Regen auf unser Boot. Wir sitzen gemütlich unter Deck. Die Stadtbesichtigung von Danzig und die weitere Verproviantierung haben wir erstmal auf weniger Regen verschoben. Der Hafentag aufgrund des Wetters kommt uns gelegen. Zum einen wollen wir uns Danzig anschauen und zum anderen warten noch einige kleinere Dinge am Boot auf einen Regentag um erledigt zu werden. Und auch so alltägliche Aufgaben wie die Vorbereitung der nächsten Tage, Bootsreinigung oder Wäsche waschen wollen angegangen werden.

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Bisher hatten wir unglaubliches Glück mit dem Wetter. Gerade in den letzten Tagen von Kolberg aus passten sowohl Windrichtung als auch Windstärke perfekt zu unserem Kurs. Wesentlich schneller als ursprünglich geplant sind wir in Danzig angekommen. Und teilweise mit einem wirklich dicken Grinsen auf dem Gesicht – zwischenzeitlich standen auf dem GPS unglaubliche 8kn über Grund. Durchs Wasser zeigte unsere Logge sogar 10kn Fahrt an.

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Der Schlag von Kolberg aus begann mit weniger Wind als die letzten Tage. Zudem drehte der Wind im Tagesverlauf so, dass wir nach und nach fast direkt unser Ziel Darlowo anlegen konnten. Am Ende brauchten wir nur noch einen 3sm langen Holeschlag. In Darlowo kamen wir pünktlich zur stündlichen Brückenöffnung an – zur Abwechslung auch mal deutlich vor Sonnenuntergang. Bei schönsten Sonnenschein hatten wir endlich Zeit für einen ausgiebigen Strandsparziergang. Als wir zurückkamen standen wir jedoch vor verschlossenen Türen zu den Sanitäranlagen. Wie man außerhalb der Öffnungszeiten vom Marinabüro zu den sanitären Anlagen kommt, hatte uns der Hafenmeister vergessen mitzuteilen.

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Von Darlowo aus ging es früh am nächsten Morgen weiter Richtung Leba. Geographisch gesehen ist die Strecke nicht weit. Auf dem Weg liegen aber recht große militärische Übungsgebiete. Laut Aushang beim Hafenmeister waren einige davon auch am Pfingstsamstag aktiv. Damit erhöht sich die Strecke deutlich. Allerdings hatten wir für unseren Kurs guten raumen Wind. Nach einigen Experimenten mit Vorsegel ausbaumen und Gennaker setzen, haben wir schließlich mit der Schmetterlingsbesegelung die optimale Segelstellung gefunden und konnten entspannt mit unserem Autopiloten bis nach Leba cruisen. Die Ansteuerung auf den Hafen haben wir dann in der untergehenden Sonne begonnen.

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Leba ist bekannt für die großen Sanddünen im nahegelegenen Nationalpark. Der Besuch davon fiel allerdings der Wettervorhersage zum Opfer. Aufgrund der Prognose für die nächsten Tage entschieden wir uns direkt am nächsten Morgen in einem Schlag nach Danzig zu segeln. Das Wetter sollte danach so garstig werden, dass wir maximal nur kleine Hüpfer machen würden können. Somit ging es um 7 Uhr in der Früh los. Auf dem Weg lagen wieder Sperrgebiete, die aber zum Glück am Pfingstsonntag offen waren. Wieder bei raumen Wind konnten wir unter Vollzeug im Schmetterling fast bis Hel segeln. In Danzig angekommen steht erstmal auswettern auf dem Programm bevor es weiter auf den großen Sprung nach Klaipeda geht.

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Inzwischen treffen wir immer mehr andere Segler, die ebenfalls auf einer kleinen (ohne Haparanda) oder großen (mit Haparanda) Ostseerunde unterwegs sind. Neben den beiden Münchenern in Barhöft, haben wir in Darlowo die Crew der Impuls, in Leba Felix von der Lupercalia und in Danzig dann die Crews der Dar Melica und der Stromer kennengelernt. Wenn man hier deutsche Segler trifft, sind sie alle auf der Ostseerunde. Es scheint hier keine reinen Segel-Urlauber mehr zu geben, zumindest nicht zu dieser Jahreszeit.

Fotogruß aus Kolberg

_MG_8200Kolbergs Leuchtturmfestung

_MG_8205Touristenattraktionen

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Sonne Strand Meer

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Touristenattraktionen bei Wellengang

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Wellenbrecher

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brechende Wellen

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Fernsucht

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Strandbad

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Rathausplatz

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Softeis

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Altstadt

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Plattenbauten

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grüne Parkanlagen

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Liegeplatz

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In Polen angekommen

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Inzwischen sind wir in Polen angekommen. Wirklich gemerkt haben wir die Grenzüberquerung nicht. Da wir zu Beginn ungeplanterweise in Dänemark waren, ist Polen bereits unser zweites Gastland auf dem Törn. Unter der Saling weht derzeit also die polnische Gastlandflagge.

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Nachdem Jan und Matze in Greifswald von Bord gegangen sind, haben wir uns zunächst verproviantiert und einige Ersatzteile besorgt. Relativ spät legten wir dann am Montag mit Kurs Usedom ab. Zum ersten Mal segelten wir die Asgard zu zweit bei ordentlich Wind. Da der Wind von vorne kam, mussten wir aus dem Greifswalder Bodden herauskreuzen. Gegen Abend schwächte der Wind ab, so dass wir bei leichtem, achterlichen Wind und ohne Welle nahezu geräuschlos den Peenestrom entlang gleiten konnten.

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Peenemünde ist insbesondere für Technikinteressierte ein sehr geschichtsträchtiger Ort. Dort befand sich im zweiten Weltkrieg die Heeresversuchsanstalt. In Peenemünde entwickelte Wernher von Braun die „V2“, die die erste Rakete im Weltraum war. Heute gibt es auf dem Gelände ein historisch technisches Musems, das der Vergangenheit gedenkt. Insbesondere auch der Verbrechen, die dort in diesem Zusammenhang geschehen sind. Als Einwohner Münchens fanden wir es zudem sehr interessant, dass nach Berlin und Hamburg die dritte deutsche Stadt mit einer S-Bahn nicht etwa München, sondern Peenemünde war.

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Neben dem historisch technischen Museum ist in Peenemünde auch ein altes Sowjet U-Boot ausgestellt. Das größte jemals gebaute konventionell angetriebene U-Boot.
Nach diesen Besichtigungen konnten wir erst recht spät aufbrechen, wollten aber trotzdem den relativ günstigen Wind nutzen um nach Polen zu kommen.

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Im Laufe des Nachmittags hat der Wind leider leicht gedreht, so dass wir gegen abend doch noch kreuzen mussten. Später mussten wir sogar den Motor zu Hilfe nehmen, um noch vor Einbruch der Dunkelheit in Dziwnów anzukommen.

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Am nächsten Tag haben wir uns im nachhinein etwas zu lange von dem anstrengenden Vortag erholt. Es standen zwar „nur“ 30sm nach Kolobrzeg (Kolberg) an, allerdings wieder einmal genau gegen den Wind. Anfangs haben wir noch versucht zu kreuzen. Auch als der Wind stärker wurde haben wir im zweifach gerefften Groß und gereffter Fock noch nicht aufgegeben. Irgendwann standen wir allerdings vor der Wahl weiter nach Kolobrzeg zu motoren oder wegen Mangel an Ausweichhäfen zurück nach Dziwnów zu segeln.

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Wir wollten weiterkommen und haben uns daher für die erste Variante entschieden, die aber insbesondere wegen der hohen Wellen sehr mühselig wurde. Auf dem Windmesser standen zwischenzeitlich bis zu 26kt. Eigentlich ist das für uns Norddeutsche eher eine steife Briese (in München würden trotzdem schon die Ziegel vom Dach des Hauptbahnhofes wehen), aber da die polnische Küste nicht durch Inseln oder Buchten geschützt ist, baut sich dort schnell eine beachtliche Welle auf.

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Insgesamt war diese Erfahrung doch über unseren Wohlfühlbedingungen, so dass wir froh waren, als wir in Kolobrzeg angekommen sind.

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Nach diesen beiden anstrengenden Tagen haben wir heute erstmal einen Hafentag eingelegt und uns die Stadt angeschaut. Morgen geht es hoffentlich weiter nach Darlowo.

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Ab jetzt zu zweit

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Heute sind Matze und Jan in Greifswald Wieck von Bord gegangen. Wieder liegen 4 unglaubliche Segeltage hinter uns.
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Am Vatertag lag der lange Schlag um den Darßer Ort herum vor uns. Bei strahlender Sonne, wenig Wind, glatter See und viel Platz stand ein ausgiebiger Test des Pinnenpilotens an. Bisher hatten wir ihn immer nur kurz angehabt. Jedesmal fuhr er irgendwohin, piepte verzweifelt und schaltete auf Standby. Nach etwas tüfteln, probieren und ein paar Schlenkern hielt er dann aber zuverlässig den Kurs. Auch die Ursache für den penetranten Dieselgeruch beim Motoren war nach etwas Suchen gefunden. Eine Schraube an der Kraftstoffrückflussleitung war lose – einfach zu beheben. Insgesamt hatten wir einen entspannden Tag mit Besuch von 2 Schweinswalen. Nach gut 60 Seemeilen unter Motor liefen wir spät in Barhöft ein.
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Beim Dieseltanken am nächsten Morgen trafen wir auf zwei Münchener, die ebenfalls auf der Ostseerunde sind. Kurz hinter Barhöft trennten sich aber unsere Wege schon wieder. Wir wollten um Rügen herum, die beiden in Richtung Darß und Zingst. Bei gutem Wind ging es unter Segeln – zum ersten Mal mit Genua – östlich der Insel Hiddensee in recht engem Fahrwesser entlang. Außerhalb des geschützten Fahrwassers von Hiddensee frischte der Wind deutlich auf. Somit kamen – auch zum ersten Mal – die neuen Reffleinen zum Einsatz. Teilweise hatten wir ordentlich Schräglage und die Logge zeigte bis zu 9kn Fahrt an. Auch Glowe erreichten wir erst zu später Uhrzeit. 
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Beim Auslaufen aus Glowe war es zunächst angenehm warm. Dann aber drehte der Wind, wurde deutlich stärker und eisig kalt. Einige Minuten segelten wir auf der unsichtbaren Linie zwischen den beiden Windfeldern entlang, bevor wir endgültig den warmen Landwind hinter uns ließen. Vor den Rügener Kreidefelsen erwischte uns eine Flaute, ehe es erneut auffrischte. Die Wellen spritzten so sehr über das Vorschiff, dass unsere Sprayhood ihren Namen verdiente. Bei dem Seegang wollten wir unseren halbkardanisch aufgehängten Herd ausprobieren. Mangels Klemmen zum Topf fixieren endete das ganze schnell auf dem Fußboden statt im Magen. Umso mehr freuten wir uns auf das Abendessen vom Grill. Im Hafenhandbuch sehr neutral beschrieben, entpuppte sich das Hafenörtchen Gager als idyllischer, netter Ort. Diesmal waren wir immerhin früh genug im Hafen, dass es für einen Sundowner pünktlich zum Sonnenuntergang reichte.
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Sonntag hieß es rechtzeitig loskommen, damit unsere Mitsegler ihre Züge nach Hause bekommen. Endlich ein Tag mit T-Shirt-Wetter! Nach dem Heraussegeln aus dem Fahrwasser von Gager konnten wir schon bald den Kurs auf Greifswald Wieck anlegen und sogar den Gennaker setzen. Ungewohnt früh hatten wir schon vor 14 Uhr im Hafen festgemacht. Ein Hafen, den wir nicht erneut anlaufen würden. Etwas gewöhnungsbedürftig sind dort die sanitären Anlagen. Anscheinend muss man für jeden Toilettengang 50cent bezahlen. Wir sind dann erstmal 50cent-Stücke organisieren gegangen. Duschen geht wohl nur zwischen 10 und 12 Uhr morgens und Sonntags gar nicht. Und während wir unter Deck am Räumen und basteln waren, sprang unvermittelt ein Angler auf unser Boot und lief einfach bis zum Heck. Genauso unvermittelt wie er aufgetaucht war, war er auch schon wieder von Bord gesprungen. Wir waren völlig perplex. Nicht mal angeklopft hatte er, geschweige denn gefragt. Das hinterließ bei uns dann doch ein etwas ungutes Gefühl.
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In Greifswald Wieck hieß es Abschied nehmen. Unsere beiden Mitsegler haben echt Glück gehabt. Trotz des frischen Winds brannte täglich die Sonne so sehr vom Himmel herunter, dass Eincremen angesagt war – Anfang Mai auf der Ostsee. Wir haben alle Segel angeschlagen, Schweinswale gesehen, tollstes Segelwetter mit ordentlich Geschwindigkeit und Schräglage gehabt und eine sehr schöne Zeit zusammen verbracht.
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Die ersten 8 Tage mit Mitseglern waren perfekt zum Kennenlernen des Boots. Wir haben einiges reparieren und ausprobieren können, was wir zu zweit sonst erst später angegangen wären. Morgen geht es dann zum ersten Mal nur zu zweit weiter. Für die nächste Zeit sind wir allein an Bord.
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Crewwechsel

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Bei uns steht der erste Crewwechsel an. Entgegen der ursprünglichen Planung waren wir nicht zu viert sondern zu dritt an Bord. Martin geht nach 4 unglaublichen Tagen von Bord. Nach dem perfekten ersten Tag von Arnis bis Bagenkop, hatten die nächsten 3 Tage ebenso tolle Highlights im Angebot.
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Unser Plan war von Bagenkop über Heiligenhafen und Fehmarn nach Rostock/Warnemünde zu segeln. Einige Meilen nach Bagenkop verwarfen wir die Idee komplett und schwenkten auf Dänemark um. Somit hieß dann die Route für die nächsten Tage durchs Smålandfahrwasser nach Rostock.
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Unterwegs dorthin waren wir am Baumpersenning reparieren, Taklinge nähen, Segeln mit abgelegten Pinnenausleger probieren und Deck vom Winterdreck befreien. Abends liefen wir in den Hafen von Onsevig ein. Dort war nichts los, somit gab es beim ersten Missgeschick unseres Törns auch keine Zuschauer. Nach Jannes Anlegemanöver war die Positionsleuchte am Bug zerdeppert. Gut, dass wir die 3-Farbenlaterne im Masttop noch als Alternative haben. Auf den Schreck gab es dann ein Anlegerbier und ein gutes Curry. Da wir sowohl Ort als auch Zeit für den Crewwechsel festgelegt waren, standen für die nächsten Tage noch ordentlich Meilen auf dem Programm um bis Mittwochabend Warnemünde erreichen zu können.
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Auf den Weg bereitete uns der Guldborgsund etwas Kopfschmerzen, weil er stellenweise sehr flach ist. Nach intensivem Studium von Karte, Hafenhandbuch, Revierführer und den Alternativen haben wir uns letzendlich für den Sund entschieden. Die Alternativen waren entweder langweilig (zurückfahren) oder zu weit (Grønsund). Bei diesigem Wetter war Tonnensuchen angesagt, um die ganzen Flachs im Smålandfahrwasser zu finden. Ab Einfahren in den Guldborgsund war es dann eher ein Tonnenabhaken. Rote, grüne und Kardinalstonnen folgten in rascher Folge direkt aufeinander. Der Sund ist nicht nur flach sondern das Fahrwasser teilweise auch sehr schmal. Zum Ende des Sunds haben wir als Tagesziel von Gedser kurzfristig auf Nysted umdisponiert. Eine sehr gute Entscheidung, die Ansteuerung ist zwar kurvenreich aber gut betonnt und Nysted ein wirklich schnuckeliges dänisches Dorf.
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Von Nysted aus ging es am Mittwoch bei perfektem raumen Wind durch das Fahrwasser am Offshore-Windpark vorbei nach Warnemünde. Bei 3-4 Knoten Fahrt prustete es plötzlich achteraus. Eine ganze Weile wurde unser Boot von 2 Schweinswalen begleitet.
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Bei abflauendem Wind testeten wir ausgiebig unseren Gennaker. Wir haben ihn bestimmt 10mal hoch- und runtergezogen bis wir uns sicher waren, dass jedes Liek an der richtigen Stelle ist und der Gennaker gut steht. Irgendwann hatten wir ihn dann so weit und liefen unter Gennaker teilweise bis zu 8kn. Nebenbei baute Henning in Anlehnung an die Anleitung von Sönke Roever einen Bullenstander.

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Das Fazit? Nach 4 Tagen haben wir mit 178sm mehr Seemeilen auf der Logge stehen als bei so manchem einwöchigem Chartertörn. Außerdem hat Martin die Messlatte für Mitsegler hochgehängt. Auf die Frage was er mitbringen soll, hatten wir „Gutes Wetter, guten Wind und gute Laune“ geantwortet. Alles drei hatte er dabei. 
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Jetzt freuen wir uns auf die nächsten 4 Tage mit Matze und Jan. Das Ziel für Sonntagabend steht fest, die Route dorthin ist noch offen. Mal sehen was die nächsten Tage bringen. Der Auftakt zu unserer großen Reise ist auf jedenfall schonmal sehr gelungen.
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