Kleine Runde, große Runde, linksrum, rechtsrum oder doch gleich als Rally? Göta-Kanal ja oder nein? Ins Baltikum oder doch über Südschweden? Nach Russland und wenn ja, nach Kaliningrad oder Sankt Petersburg? Es ist doch nur die Ostsee! Und trotzdem hat man die Qual der Wahl.
Ob kleine oder große Runde ist meist eine Zeitfrage. Für die große Runde bis zum Sehnsuchtsziel Haparanda braucht man mindestens vier Monate. Bei der kleinen Runde lässt man den bottnischen Meerbusen aus und kürzt über die Ålandinseln ab. Dazwischen liegen unzählige Varianten. Ein beliebter Kompromiss ist die finnische Küste bis Vasaa hochzusegeln. Dort dann nach Umeå auf der schwedischen Seite hinüberzusetzen und die wunderschöne Höga Kusten mitzunehmen.
Links- oder rechtsherum ist hingegen eher eine Geschmacksfrage. Die Problematik lässt sich zumeist auf Baltikum zu Beginn oder am Ende reduzieren. Durch die exponierten Küsten von Lettland, Litauen und Polen und den langen Strecken zwischen den Häfen kann man schlechtem Wetter kaum ausweichen. Häufig verlängern sich die eh schon langen Strecken noch durch militärische Sperrgebiete. Aufgrund dieser Eigenarten fühlen sich viele besser, wenn sie den Abschnitt hinter sich haben. Und gerade am Anfang liegt noch die ganze Auszeit vor einem. Man kann ohne Zeitdruck schlechtes Wetter im Hafen abwettern und ungünstige Windrichtungen und -stärken eher aussitzen.
Zum Ende der Saison kennt man das eigene Schiff besser und hat mehr Routine im Meistern unbekannter Situationen. Eine interessante, aber durchaus überzeugende Argumentation ist auch das Preisgefälle zwischen Skandinavien und Baltikum. Bei limitierter Reisekasse ist das günstigere Baltikum zum Abschluss aus finanzieller Sicht reizvoll. Ob man sich aber nach den idyllischen Schären in Skandinavien in den baltischen Häfen wohlfühlen wird, ist wohl eine Frage der persönlichen Vorlieben.
Uns hat das Baltikum als Einstieg sehr gut gefallen. Es gehört aus unserer Sicht zu einer Ostseeumsegelung einfach dazu. Dazu erzeugt es einen spannenden Kontrast zur wunderschönen Natur Skandinaviens. Im Baltikum haben wir unser Boot kennen gelernt und sind im Sabbatical angekommen. Wir haben aber auch genügend Segler getroffen, die dem Baltikum nichts abgewinnen konnten und es im Nachhinein lieber ausgelassen hätten. Zumal Südschweden durchaus eine reizvolle Küste hat.
Wenn man das Baltikum mit seinen unglaublich langen Sandstränden mitnimmt, landet man direkt bei der nächsten kniffligen Frage. Russland auf eigenem Kiel besuchen oder nicht. Uns hat das komplizierte Visa-Verfahren abgeschreckt, inzwischen hat es sich deutlich vereinfacht. Das gilt jedoch nicht für ganz Russland, sondern nur für Kaliningrad und Sankt Petersburg und ist mit diversen Einschränkungen und Fristen versehen. Hier sollte man sich vorab im Detail zum Beispiel beim Auswärtigem Amt informieren. Eine weitere Option für den Besuch von Sankt Petersburg ist die Buchung einer „Mini-Kreuzfahrt“ ab Helsinki. Dazu lässt man das eigene Schiff in Helsinki und nutzt stattdessen ein Ausflugsschiff nach Sankt Petersburg.
Der Göta-Kanal. Gehört er zu Ostseeumsegelung dazu oder nicht? Wir haben ihn mitgenommen und bereuen es nicht. Er verlängert die Runde durchaus, muss also zeitlich eingeplant werden. Aber er ist wieder eine deutliche Abwechslung. Für uns begann die Rückreise erst mit dem Verlassen der westschwedischen Schären. Ohne Götakanal hätte sich dieses Gefühl der Wehmut vermutlich schon in den Stockholmer Schären ergeben. Uns haben die Schleusen und die Landschaft beeindruckt. Es wird viel motort, gerade auch weil wir in der „Bestellsaison“ unterwegs waren und somit einen strikt einzuhaltenden Fahrplan hatten. Bei freier Fahrt hätten wir zumindest auf den Seen segeln können.
Und zu guter Letzt: nachdem es diverse Antlantic Rallys sowie Round the World Rallys gibt, gibt es natürlich auch eine Ostsee-Rally.