Spezialausrüstung

Es gibt so ein paar Dinge an Bord, die hat man immer dabei. Da macht es keinen Unterschied, ob man in der dänischen Südsee unterwegs ist oder im bottnischen Meerbusen. Es gibt aber auch Dinge, die braucht man in deutschen Gewässern nicht (unbedingt), aber auf der Ostseeumsegelung sind sie ganz hilfreich bis unverzichtbar. In diesem Sinne nachfolgend das aus unserer Sicht wichtigste Spezialzubehör für eine Ostseeumsegelung.

Festmachen: Schärenankern und Hafenzubehör

In den Stockholmer Schären haben wir einen Segler getroffen, der das Wort SchärenNÄGEL* etwas sehr wörtlich genommen hat und sich an der Schäre mit einem sehr großen Nagel festmachen wollte. Kann man irgendwie machen, aber es gibt einfachere Lösungen.

Es gibt zwei gängige Typen von Schärennägeln, die flachen* und die gewinkelten*. Wir hatten von beiden welche dabei. Zusätzlich hilfreich sind ein entsprechender Hammer* zum Einschlagen der Nägel in die Felsspalten und eine Bugleiter* (zum Einhängen in den Bugkorb) für das Anlanden an der Schäre. Sehr bequem ist ein Ankerleinensystem* für den Heckanker. Haben wir unterwegs montiert und sehr zu schätzen gelernt.

Die Region der Dalben endet kurz hinter der deutschen bzw. dänischen Grenze. Ab da macht man entweder längsseits, mit Heckanker, an Auslegern oder an Heckbojen fest. Hilfreich ist dabei ein Bojenhaken* oder zumindest ein sehr großer Karabiner. Wobei der Bojenhaken deutlich komfortabler ist als ein Karabiner, sowohl beim Festmachen als auch beim Ablegen.

Rund ums Gas

Adapter für die Gasflasche* – hatten wir gekauft und vorher nicht ausprobiert. Wird schon passen, dachten wir. Aber die Adapter passten nicht auf unseren Druckminderer. Entsprechend doof haben wir in Mariehamn aus der Wäsche geguckt. Blöd gelaufen. Wir haben uns die Klappräder von Andi und Moni geliehen und haben alle möglichen und unmöglichen Läden in Mariehamn abgeklappert. Kurz vor Ladenschluss sind wir dann tatsächlich fündig geworden. Ein zu unserem System und zum schwedischen Gasflaschensystem passender Druckminderer gab es in einem sehr gut sortierten Elektroladen. Der lag da wohl schon ein paar Jahre länger und war auch der einzige. Damit war das Gasnachschubproblem für den bottnischen Meerbusen gelöst. Allerdings zu einem recht hohen Preis, der neue Druckminderer war nicht günstig und die schwedische Gasflasche auch nicht. Zumal man die Flasche im Nachgang auch nicht mehr los wird, da der Verkauf von Gasflaschen über gängige Portale wie ebay Kleinanzeigen nicht erlaubt ist.

Heckkorbgrill* – das Ausrüstungsstück, bei dem wir am längsten überlegt haben und das wir wirklich viel genutzt haben. Wir grillen einfach gerne und wir genießen es im Cockpit zu essen. Allerdings ist der Magma ziemlich hochpreisig und verkauft jedes Kleinteil extra als Zubehör. Wir hatten die Version mit Gas und zusätzlich zum Grill die Relingshalterung, das Gasventil für den Anschluss an die Bordgasflasche und den Ständer* für Grillen an Land dabei. Und auch alles ausgiebig genutzt. Ist einem der Magma zu teuer, tut es vielleicht auch ein anderes System.* Das hatten Freunde dabei und es hat uns ebenfalls gefallen. Auch wenn wir unseren Magma nicht mehr hergeben möchten.

Wasserkocher* – hatten wir dabei. Und immer wenn wir eh Strom hatten, haben wir den benutzt um Gas zu sparen. Sei es um Abwaschwasser warm zu machen, Kaffee zu kochen oder eine Wärmflasche zu füllen. Oder das Nudelwasser vorzuwärmen. Ob man den Kocher von zuhause nimmt oder eine platzsparende Reisevariante* vielleicht sogar mit 12V Anschluss* ist Geschmackssache. Gut verstauen lassen sollte er sich. Und nicht ganz so viel Leistung benötigen, sonst fliegt die Sicherung, wenn man den Heizlüfter gleichzeitig laufen lässt. Aber auch nicht zu wenig, sonst dauert es ewig bis das Wasser heiß ist.

Energieversorgung

Eine der besten Investitionen war das intelligente Ladegerät von Sterling Power Products für das Laden der Batterien über die Lichtmaschine. Unser Boot war beim Kauf so ausgerüstet, dass nur die Starterbatterie über die Lichtmaschine geladen wurde. Für die Verbraucherbatterien brauchte man Landstrom. Die beim Kaufgespräch erwähnte Trenndiode zum Laden der Verbraucherbatterien unter Motor war jedenfalls nicht verbaut. Die Chance haben wir genutzt um statt einer einfachen Diode ein intelligentes Ladegerät einzubauen.

Auf Solarstrom, Windenergie oder einen Hydrogenerator haben wir verzichtet. Da wir keine elektrische Ankerwinsch haben, hat alleine das An- und Ablegen unter Motor beim Ankerplatz wechseln ausreichend Strom über die Lichtmaschine erzeugt, um die Batterien wieder gut zu füllen. Da waren sowohl der Batteriemonitor* als auch ausreichend große und vor allem ausreichend gute (Verbraucher-)Batterien* für uns die bessere Investition. Das Problem der Charteryachten, dass die Batterien in die Knie gehen, wenn der Kühlschrank dauerhaft läuft, hatten wir nicht. Und der Kühlschrank lief auch bei warmen Wetter durchgehend.

Gemütlich im Cockpit sitzen und noch schnell den Blogpost zu Ende tippen. Plötzlich ist der Akkustand niedrig. Und dann beginnt das Wettrennen gegen den sinkenden Akkubalken. Und der innere Konflikt naht, wenn der Akkustand mal wieder das Wettrennen gewonnen hat. Im Cockpit sitzen bleiben und die Abendstimmung im Hafen genießen oder unter Deck gehen und den Blogpost fertig tippen um ihn endlich abzuschicken. Man ist ja eh schon wieder ein paar Tage in Verzug. Wir haben das ganze über ein Verlängerungskabel* gelöst und konnten im Cockpit sitzen bleiben. Dabei sollte die Länge des Kabels zur Bootslänge passen. Sonst ist es entweder zu lang, nimmt damit unnötig Stauraum weg und liegt im Weg oder zu kurz und man kommt nicht dahin wohin man möchte. Ein Verlängerungskabel ist auch immer wieder unverzichtbar, wenn man mit elektrischen Geräten wir Lötstation, Bohrmaschine oder sonstigem elektrischen Werkzeug irgendwo hin muss, wo die Kabellänge vom Gerät nicht hinreicht. Oder wenn der Heizlüfter auch mal das Vorschiff wärmen soll. Hilft natürlich nur im Hafen, wenn Landstrom liegt und 220V gegeben sind. Aber da war es sehr hilfreich.

Und der Blogpost unterwegs, wenn keine 220V da sind und der Laptopakku schlapp macht? Dafür haben wir ein 12V-Ladegerät auf Zigarettenanzünder* dabei. Neuere Geräte lassen sich vermutlich besser an USB-Ladedosen anschließen. Bei uns gibt es sowohl als auch. Damit lässt sich der Laptop auch am Ankerplatz oder unterwegs laden. Und je nach Position der Ladedosen eventuell sogar vom Cockpit aus. Beim Laptop haben wir uns gegen einen Zweitakku entschieden, obwohl unser Modell die Option sogar noch hatte. Aber für die Kamera gab es einen Wechselakku* und ein 12V-Ladegerät*. Damit war die Stromversorgung für die Kamera durchgehend gesichert. Nichts macht Janne nervöser als das blinkende Batteriesymbol auf ihrem Kameradisplay und die bange Frage, ob der Zweitakku geladen ist. Für die Handys und Tablets hatten wir mobile Powerbanks dabei, aber wenig genutzt. Meistens hingen die Geräte an den USB-Ladedosen in der Naviecke.

Sicherheit

Notfalltonne* und Rettungsinsel* – braucht man sie auf der Ostsee oder braucht man sie nicht? Wir hatten sie dabei, aber sie sind zum Glück nie zum Einsatz gekommen. Trotzdem war es ein beruhigendes Gefühl beides dabei zu haben.

Erste-Hilfe-Übersicht* und Notfallbuch* – wir hatten auf der Reise beides in der Hand. Die Erste-Hilfe-Übersicht nachdem Henning sich den Zeh verletzt hat. Und das Notfallbuch nach unserer Grundberührung. Für den ersten Überblick und falls man gerade kein mobiles Netz hat durchaus hilfreich. Uns hilft sowas auch immer um die vielfältigen, teils widersprüchlichen Informationen, aus dem Internet realistisch einschätzen zu können.

Was man sonst noch so braucht

Die Gastlandflaggen* hatten wir alle dabei, die norwegische ist immer noch ungenutzt. Unterwegs bekommt man sie zwar teilweise auf, aber das ist nicht immer einfach. Wir haben sie zudem immer gerne unterwegs schon gehisst, voller Vorfreude auf das nächste Gastland.

Einkaufen, Erkunden und Erleben an Land – wenn irgendwie Platz für Klappräder* ist, würden wir die beim nächsten Mal sofort mitnehmen! Und wenn die Wahl zwischen Klapprad und Dinghi* zu treffen ist – wir würden im Nachhinein Klappräder nehmen. Für beides hatten wir keinen Platz. Wir haben uns für ein Dinghi entschieden, es aber nur zweimal überhaupt benutzt. Zum einen ist es umständlich aufzupumpen, zum anderen haben wir überwiegend an Schären oder in Häfen festgemacht und brauchten kein Dinghi. Und dazu sind wir meist nur eine Nacht an einem Ort geblieben. Das Dinghi jedesmal auf und abbauen und verstauen? Auf dem Vorschiff transportieren? Hinterher ziehen? Alles keine tollen Optionen. Wesentlich sinnvoller wären Klappräder gewesen. Manchmal waren die Supermärkte recht weit vom Hafen entfernt und den schweren Einkauf weit zu schleppen ist anstrengend. Oder wenn mehrere Geschäfte auf der Suche nach Ersatzteilen abzuklappen sind. Oder um eine Stadt zu erkunden. Oder eine Radtour durch die Hafenumgebung zu machen. Oder eine etwas entfernte Sehenswürdigkeit zu erreichen. Leihen konnten wir Räder deutlich seltener als erwartet. Daher von uns die klare Empfehlung: wenn es irgendwie passt, Klapprad mitnehmen. Auch wenn das Dinghi dafür zuhause bleiben muss.

Autopilot – wer noch keinen an Bord hat, sollte stark darüber nachdenken, einen mitzunehmen. Wir hatten einen einfachen Pinnenpiloten. Janne hatte vorher mit einer Windfahnensteuerung geliebäugelt. Zum einen wegen des geringeren Energieverbrauchs zum anderen weil es sie technisch fasziniert. Anschaffungspreis und der Aufwand für den Verbau haben uns dann wieder davon abgebracht. Somit hatten wir nur den einfachen Pinnenpiloten dabei. Und der war im Nachhinein betrachtet genau das richtige für unsere Reise. Wir hatten öfter Tage, wo wir wegen Windstille motoren mussten und dafür wenige Tage, wo Wind und Welle so stark waren, dass der Autopilot an seine Grenzen kam. Das mag in anderen Jahren bei anderen Wetterverältnissen anders sein, für uns war der Pinnenpilot genau die richtige Wahl.

Mücken gibt es in Skandinavien viele. Insbesondere am Wasser. Und Mücken lieben Janne. Umgekehrt funktioniert die Gleichung nicht, Janne findet Mücken nervig. Und das ist noch freundlich formuliert. In Nordschweden haben wir ein System gegen Mücken* gefunden, dass für uns gut funktioniert hat. Wir haben es genutzt um trotz abendlichen Mückenschwarm im Cockpit die Stimmung genießen zu können. Für nachts gab es dann ein Mückennetz für den Niedergang. In unserem Fall die selbst genähte Version aus einem Betthimmel-Moskitonetz* und Bleikordel* für Gardinen. Janne hatte zusätzlich ein komplettes Cockpit-Mückennetz* genäht, das haben wir aber nur sehr selten verwendet. Irgendwie zerstört der Gitterstoff doch die schöne Atmosphäre.

Heizlüfter* statt Dieselheizung – wir haben an Bord eine Dieselheizung. Und das ist zwar nett, aber nicht unser Ding. Besonders Janne reagiert empfindlich auf den Dieselgeruch. Außerdem haben wir zu Beginn der Reise im Baltikum jeden Abend im Hafen verbracht und dort gab es Strom. Natürlich meistens gegen ein Entgelt, aber auch der Liter Diesel kostet ja etwas. Und natürlich muss man aufpassen und der Heizlüfter darf nur laufen, wenn man auch dabei ist. Wir hatten einen kleinen Heizlüfter an Bord, und damit hatten wir dann gezielt immer da Wärme, wo wir die auch haben wollten.

Und zu guter Letzt noch das Logbuch*. Das ist an sich keine Sepzialausrüstung für die große Reise, man sollte es immer an Bord haben. Aber je nach Reise sind unterschiedliche Formate hilfreich. Wir hatten die Ausgabe von Wilfried Erdmann* dabei. Dort gibt es nämlich für Notizen, die über die Standardeinträge hinausgehen, einen gut bemessenen Platz. Für Janne war der genau richtig, Platz genug um die Eindrücke vom Tag festzuhalten, aber nicht zu viel, sodass sie sich auf das wichtige beschränken musste und nicht stundenlang Romane schreiben konnte.

Alles rund um das Thema Revierführer für die Ostseeumsegelung findet ihr auf unserer Revierführerseite.

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