Mit der Nase im Wind

Ein Hafentag reicht. Weiter geht’s, auch wenn doch noch ganz gut Wind weht. Wir sind im Nachhinein froh uns für Hiddensee und gegen Klintholm entschieden zu haben. Sonst wären es zwei Hafentage geworden. Aber in den geschützten Boddengewässern mit wenig Welle trauen wir uns trotz des vielen Winds aus dem Hafen.

Segeln durch die Boddengewässser

Wir nehmen Kurs auf Stralsund. Nur unter Genua geht es durch die engen Fahrwasser. Teilweise ganz schön hart am Wind. Janne muss ordentlich vorhalten. Dazu kommen die Fähren, die Hiddensee mit Schaprode verbinden. Und gefühlt mindestens so breit wie das Fahrwasser sind. Konzentriert geht es bis Stralsund. Dann ist erst mal Ende im Gelände. Wir passen nicht unter der Brücke durch. Und die öffnet nur etwa alle drei Stunden. Die letzte Öffnung haben wir um zwei Stunden verpasst. Bis zur nächsten ist es noch etwa eine Stunde. Kurzerhand machen wir an den bereitgestellten Dalben fest und nutzen die Zwangspause die kleine Krabbe zu unterhalten.

Warten vor Stralsund

Die Zeit vergeht wie im Flug. Weit ist es nicht mehr bis zu unserem Tagesziel. Auch wenn wir gerne Bornholm erreichen würden, haben wir uns entschieden es lieber ruhig angehen zu lassen. Bornholm kann warten. Wir wollen nichts übers Knie brechen. Und suchen uns daher für den Tag einen gemütlichen Ankerplatz. Das bleibt unser Programm für die nächsten Tage. Kurze Schläge und den Tag vor Anker genießen. Entspannen. Abschalten. Einfach mal nichts tun. Mit der Krabbe Bücher lesen, Holzautos durch die Gegend schieben und Kuscheltiertheater spielen. Immer schön mit der Nase im Wind. Das Wetter spielt mit und beschert uns ordentlich Sonnenschein. Und so verholen wir uns von einem traumhaften Ankerplatz zum nächsten. Wir genießen und kommen so richtig an Bord und in der Elternzeit an. Die kleine Krabbe erkundet erst das Cockpit und dann das restliche Deck.

Sonnenaufgang vor Vilm

Der Skipper hat Geburtstag. Und dieses Jahr gibt es zum ersten Mal einen Geburtstagskuchen aus der Bordbackstube. Bisher haben wir den Gasofen nur zum Brötchen aufbacken verwendet gehabt. Dementsprechend spannend ist das Backexperiment. Dazu kommt, dass die Einheiten von Gramm in Esslöffel umgerechnet werden müssen. Messbecher oder Waage haben wir nicht an Bord. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Der Skipper ist zufrieden. Und so gibt es früh morgens Kuchen zum ersten Frühstück.

Segeln in die Morgensonne

Früh morgens deshalb, weil uns der Ankeralarm aus dem Bett geworfen hat. Der Wind hat wie angesagt gedreht und wir liegen plötzlich recht unruhig in der offenen Bucht. Aber wer steht an seinem Geburtstag nicht gerne um 5 Uhr auf, genießt den Sonnenaufgang und segelt dann gemütlich in der Morgenbrise mit knapp drei Knoten Fahrt zum neuen Ankerplatz? Das Segeln ist so schön, dass wir kurz überlegen weiterzusegeln. Dann werfen wir aber doch den Anker und genießen ein ausgiebiges Geburtstagsfrühstück.

vor Anker im Cockpit
Abendstimmung im Cockpit

Es ist der vorerst letzte Tag vor Anker. Das Wetter soll kippen. Ankern im Regen macht weniger Spaß als ankern bei Sonnenschein. Die Batterien rufen nach Landstrom oder ein bisschen Zeit unter Motor. Uns juckt es inzwischen doch wieder in den Fingern nach Bornholm zu kommen. Und so heißt es erstmal nur noch einmal Anker auf statt Leinen los.

Sassnitz Hafen
Sassnitz: Abendstimmung im Hafen

Wir verholen uns nach Sassnitz. Der Tag ist grau, regnerisch und wir wechseln immer wieder zwischen Segeln und Motoren. Pünktlich zum Anleger verzieht sich auch das graue Wetter. Noch ziemlich nass kommen wir im Hafen an, finden eine passende Box und liegen mit der Nase im Wind.

Vorort vor Orth

Nach einer Saison Segelpause sind wir wieder auf dem Wasser unterwegs. Diesmal in Elternzeit. Einen Monat haben wir Zeit.

Auf dem Weg zum Boot

Janne tüftelt bereits Tage vor der Anreise zum Boot an der Einkaufsliste für unser Proviant. Brei, Knabberkrams und sonstiges Babyzubehör für die kleine Krabbe sind auch schon besorgt. Sonnenschutz und Regencover für die Kraxe treffen in buchstäblich letzter Minute vor der Abreise ein. Und wo ist eigentlich das 12V-Ladegerät für die Kamera?

Welle achteraus

Das Packen vom Auto dauert etwas länger. Cockpitbänke und -tisch wollen verstaut werden. Und wir haben weniger Platz als sonst – die Rückbank ist belegt. Am Ende kommt aber alles mit und das Auto – wie immer – bis unter den Dachhimmel voll. Mit einem Zwischenstopp über Nacht erreichen wir Fehmarn. Und fragen uns beim Überqueren der Fehmarnsundbrücke, ob mit der Asgard alles in Ordnung ist. Wie sie wohl aussieht nach fast zwei Jahren in der Scheune. Ob noch alles funktioniert.

Bereit zum Kranen

Der Tag vergeht wie im Flug. Janne bespaßt die kleine Krabbe und Henning erledigt einen Punkt auf der ToDo-Liste nach dem anderen. Trotzdem läuft es nach dem Prinzip „Quick and dirty“. Bloß fertig werden heißt die Devise und alles erledigen was sicherheitsrelevant ist. Das Polieren vom Boot lassen wir kurzerhand weg. Den gröbsten Dreck können wir mit dem Hochdruckreiniger entfernen. Für den Abend sind wir verabredet. Besuch der Barbie in Orth. Die kleine Krabbe ist das erste Mal an Bord einer Segelyacht. Und erkundet sie kurzerhand von Bug bis Heck. Irgendwo lässt sie einen großen Happen Käse liegen. Na, der wird schon wieder auftauchen.

Rastlos mastlos

Am nächsten Morgen ist unser Krantermin. Und dann ist die Asgard auch schon wieder im Wasser. Sie schwimmt. Der Motor springt tadellos an. Und auch das Hochfahren der restlichen Systeme funktioniert reibungslos. Wir verholen uns in eine Box und beginnen mit dem restlichen Arbeiten. Das Relingsnetz montieren wir mit als erstes. Unsere Krabbe will am liebsten sofort loskrabbeln und alles erkunden. Wir liegen direkt an der Hafenpromenade und werden mehrfach angesprochen.

Asgard im Netzlook

Wir verproviantieren uns noch, bunkern Wasser, bringen das Auto weg und dann hält uns nichts mehr an Land. Hauptsache loskommen. Die Segel sind noch nicht angeschlagen, aber wir verholen uns trotzdem in einer kurzen Regenpause nach Orth. Und auf dem Weg dahin entscheiden wir uns kurzfristig um und werfen den Anker vor Orth. Es ist noch genug vorzubereiten, bevor wir richtig loskönnen. Und ein Tag vor Anker ist da bestens geeignet für.

Vor Anker vor Orth

Mit Baby dauert doch alles etwas länger. Die Vorbereitung Vorort erstreckt sich über drei Tage, einer an Land, zwei auf dem Wasser. Erst im Hafen, dann vor Anker machen wir die Asgard segelfertig und babysicher. Im Segelalltag angekommen sind wir noch nicht. Aber das wird sich schon noch finden. Unterwegs. Los geht’s.